Interview - Wissenschaftler: Söder will sich Luft im Fall Aiwanger verschaffen
In der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt hält Markus Söder vorerst an Hubert Aiwanger fest. Mit seinen 25 Fragen wolle sich der CSU-Chef einige Tage Zeit verschaffen, sagt Kommunikationsexperte Olaf Hoffjann. "Wenn dann nichts Neues rauskommt, hat er tatsächlich die Hoffnung und die Chance, dass das Thema dann eben auch beerdigt ist."
25 Fragen soll der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt schriftlich beantworten. Dazu hat CSU-Chef Markus Söder ihn nach einer Sondersitzung des Koalitionsausschusses aufgefordert. Kommunikationswissenschaftler Olaf Hoffjann von der Uni Bamberg sieht darin eine Strategie Söders, sich einige Tage Zeit zu verschaffen.
Er hoffe wohl, "dass es jetzt wenig Neues zu berichten gibt und dass aus diesem Krisenthema ein bisschen die Luft raus ist", sagt er. "Und wenn dann nichts Neues rauskommt, hat er tatsächlich die Hoffnung und die Chance, dass das Thema dann eben auch beerdigt ist.
Experte: Aiwanger hätte auch in die Offensive gehen können
Aiwanger habe durchaus eine Chance, mit seiner Kommunikationsstrategie durchzukommen, meint der Experte aus Bamberg. Die Alternative wäre aber gewesen, direkt bei den ersten Medienanfragen zu dem Thema in die Offensive zu gehen. Fehler einzuräumen sei in der Politik aber selten geworden. Allerdings betont Kommunikationswissenschaftler Hoffjann, dass in politischen Krisen oft nicht der begangene Fehler selbst der Grund für einen Rücktritt von Politikerinnen oder Politikern ist, "sondern wie sie damit umgehen".