Interview - Politologe: "Trump sucht sich seine eigene Öffentlichkeit"
Dass sich ein Ex-US-Präsident in einem Strafverfahren verantworten muss, gab es noch nie. Gleichzeitig steht die erste TV-Debatte vor den parteiinternen Vorwahlen der US-Republikaner an. Der Politologe Christian Lammert sagt, dass die Zustimmung für Trump etwas weniger werde. Ernsthafte Herausforderer gebe es für ihn dennoch nicht.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wird an der ersten TV-Debatte zu den Vorwahlen der Republikaner nicht teilnehmen. Das heiße aber nicht, dass Trump die offene Diskussion scheue, sagt Christian Lammert. Er ist Professor für Politikwissenschaft am John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin. Trump werde parallel zur Debatte ein Interview geben, das im Netz ausgestrahlt werde.
"Er sucht sich seine eigene Öffentlichkeit", sagt Lammert. Es sei möglich, dass einige seiner Anwälte Trump geraten haben, nicht an der Diskussion teilzunehmen. "Man kennt Trump, er verplappert sich auch gerne mal. Und das könnte ihm bei der Verteidigungsstrategie in diesen vielen Fällen auch schaden."
Der aussichtsreichste Herausforderer Trumps gilt bislang als großer Verlierer
Lange Zeit habe Donald Trump wirklich nichts geschadet, sagt Lammert. "Im Gegenteil: Seine Unterstützung wurde noch stabiler, seine Basis noch mobilisierter. […] Aber man sieht inzwischen schon, dass es etwas bröckelt." Das zeige sich auch in Umfragen, nach denen Trump unter den moderaten Republikanern an Zustimmung verliert.
Trotzdem sieht Lammert keine ernsthaften Herausforderer in der republikanischen Partei für den Ex-Präsidenten. "Die große Hoffnung der Republikaner, die nicht auf Trump gesetzt haben, war ja immer der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis." Der habe bislang einen "fürchterlichen Wahlkampf" hingelegt. Trotz allem gelte DeSantis immer noch als der aussichtsreichste Kandidat gegen Donald Trump.