Eine Rose liegt bei einer Gedenkveranstaltung am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas am Rande des Wasserbeckens.
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Interview - Aktivist Bytyçi: Brandmauer für Community der Sinti und Roma ist längst durchgebrochen

Am 2. August wird mit einem Gedenktag an den Völkermord an den europäischen Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten erinnert. Kultur-Aktivist Hamze Bytyçi kritisiert, dass dieser Teil der Geschichte zu wenig präsent ist. Außerdem werde die Community der Sinti und Roma noch immer als Fremde dargestellt.

In der Nacht vom 2. zum 3. August 1944 wurden im KZ Auschwitz-Birkenau über 4000 Kinder, Frauen und Männer ermordet. Insgesamt fielen eine halbe Million Sinti und Roma dem Rassenwahn der Nationalsozialismus zum Opfer.

"Es ist ein Tag vor allem des Erinnerns", sagt der Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Hamze Bytyçi, der sich selbst als eine Art politischen Kulturaktivisten bezeichnet. 79 Jahre zuvor sei es einer der schlimmsten Tage der Geschichte gewesen, was die Community der Sinti und Roma anbelangt.

Aktivist Bytyçi fordert mehr Bildung und Aufklärung über Antiziganismus

 

Bytyçi kritisiert, dass "im Land der Täter" noch immer außerhalb des Gedenktages zu wenig über diesen Teil Geschichte berichtet und unterrichtet werde. Man lese viel über Nazis und die AfD, die Europa abschaffen wolle, und Brandmauern. "Aber die ist schon lange für unsere Community durchgebrochen", so Bytyçi.

Er fordert, dass das Thema Antiziganismus mehr in Schulen gelehrt wird. Antiziganismus bezeichnet den Rassismus gegen Sinti und Roma. Durch Bildung werde es greifbarer und sichtbarer. "Es ist ja nicht so, dass wir gestern erst ankamen. Wir sind über 600 Jahren in diesem Land und werden noch immer als Fremde dargestellt und das hört nicht auf."

Bytyçi: Ein Antiziganismus-Brauftragter ist zu wenig auf 80 Millionen Menschen

 

Der Aktivist begrüßt, dass es einen Antiziganismus-Beauftragten gibt. Allerdings könne eine Person nicht all das vollfüllen, was über Jahrhunderte versäumt wurde. Die gesamte Mitte der Gesellschaft sei inzwischen mehr nach rechts gegangen.

An dem Tag des Holocaust-Gendenkens der Sinti und Roma finden auch in Berlin viele Veranstaltungen statt.

Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag der Sinti und Roma

Eröffnung des Dynamic Memory Lab zum Thema "Codes of Memory in Sinti*- und Roma*-Communities"

2. August 2023, 16.00 - 19.00 Uhr

Hof des Grünen Salons der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz 2

www.dynamicmemorylab.com

 

CODES OF MEMORY. Erinnern an die Ermordung der letzten Sinti* und Roma* in Auschwitz-Birkenau 1944

2. August 2023, 20.30 Uhr

Denkmal für die ermordeten Sinti* und Roma* Europas, Simsonweg, Berlin-Tiergarten

romatrial.org