Interview - Sinkende Geburtenrate: "Partnerschaftlichkeit ist miserabel"
Die Geburtenrate in Berlin ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zurückgegangen. Damit ist die Stadt bundesweites Schlusslicht. Das liege auch daran, dass in der Hauptstadt viele Akademikerinnen leben, sagt Sozialforscherin Jutta Allmendinger.
738.819 Kinder sind im vergangenen Jahr laut Bundesamt für Statistik in Deutschland zur Welt gekommen. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Schlusslicht im bundesweiten Vergleich ist Berlin. Hier wird mehr gestorben als geboren.
Die Bereitschaft Kinder zu bekommen unterscheide sich sehr stark nach Bildungsstand und Wohnort, sagt Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Dass gerade in der Hauptstadt so wenige Kinder zur Welt kommen, hänge auch damit zusammen, dass dort viele Akademikerinnen leben.
Männer gehen selten länger in Elternzeit
Während sich auf dem Arbeitsmarkt für Frauen neue Chancen ergeben, tue sich im familiären Bereich noch immer wenig, so die Sozialforscherin. "Die Partnerschaftlichkeit ist miserabel, Männer legen selten Hand an." Nur 40 Prozent der Männer gingen in Elternzeit, und dann auch höchstens für zwei Monate.
Dazu komme die mangelnde Infrastruktur für Kinder, die auch in Berlin ein großes Problem sei. "Wir haben viel zu wenige Kindertagesstätten, wir haben immer noch Halbtagsschulen, wir hatten auch nicht genügend Möglichkeiten der Pflege für Ältere", sagt Allmendinger. All das zusammengenommen führe dazu, dass sich viele Paare gegen Kinder entscheiden.