Interview - Ahrtal-Bürgermeister: "Die Menschen kommen wieder zurück"
Vor zwei Jahren haben die Menschen an der Ahr eine der bisher größten Naturkatastrophen in Deutschland erlebt. Trotz Fortschritten sei die öffentliche Infrastruktur bis heute ausschließlich provisorisch, sagt der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen. Vor allem kritisiert er den Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern.
Nach zwei Jahren Wiederaufbau sehe er bei den Menschen in der Region viel Erschöpfung und Müdigkeit, sagt der CDU-Politiker Guido Orthen. Er war damals wie heute Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auf der anderen Seite sei er aber auch dankbar für die Hilfen aus Deutschland und darüber hinaus. "Wir haben immer noch ein Gemeinschaftsgefühl und mittlerweile – an der einen oder anderen Stelle – gibt‘s Aufbruchsstimmung."
"Wir haben bis auf eine Brücke alle Brücken in der Stadt verloren", sagt der Bürgermeister. 17 Brücken müssten noch aufgebaut werden – provisorisch habe man aber bereits Brücken gebaut. "Wir leben in der öffentlichen Infrastruktur ausschließlich in Provisorien."
"Es wird keinen Wiederaufbau eins zu eins geben"
Orthen bemängelt, dass mit den Unterstützungszahlungen nur genau das wiederhergestellt werden dürfe, was auch vorher da war. "Das macht uns Probleme, und deshalb ist die Forderung, dies zu ändern." Aus Sicht des CDU-Politikers ist die Regelung nicht hilfreich, um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden.
Orthen plant, zerstörte Brücken so wieder aufzubauen, dass sie besser geschützt sind. Außerdem soll der Verlauf der Ahr großzügiger angelegt werden. "Es wird keinen Wiederaufbau eins zu eins geben", so der Bürgermeister. Notfalls werde die Stadt das auf eigene Kosten finanzieren müssen.