Interview - Wissenschaftler begrüßt EU-Reform bei der Gentechnik
Die Europäische Union will den Umgang mit Gentechnik in der Landwirtschaft lockern. Robert Hoffie vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik findet das richtig, da das bisherige Recht veraltet gewesen sei. Bei der neuen Gentechnik gehe es darum, Pflanzen so zu verändern, wie man es auch durch Züchtung machen könnte.
Die EU-Kommission hat am Mittwoch vorgeschlagen, dass bestimmte neue Gentechniken zugelassen werden können. Es geht dabei etwa um präzise Eingriffe mit der Gen-Schere Crispr/Cas. So entstandene Pflanzen sollen von den strengen EU-Gentechnik-Regeln ausgenommen werden können. Ziel des Ganzen: Neue Pflanzen sollen schneller zum Einsatz kommen, die widerstandsfähiger sind gegen Wassermangel oder Schädlinge.
Robert Hoffie vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik findet den Vorstoß der Europäischen Kommission richtig. Das bisherige Gentechnik-Recht sei "total veraltet" und nicht für solche neuen Techniken angepasst. Die Wissenschaft habe schon lange darauf hingewiesen, dass eine Reform notwendig sei. "Deswegen begrüßen wir das also auch, dass die EU-Kommission sich mit ihrem Reformvorschlag jetzt also auch stark an diesen wissenschaftlichen Empfehlungen orientiert."
Forscher: "Machen mit Gentechnik das, was Züchtung schon macht"
Bei den neuen Gentechniken gehe es darum, vorhandene Gene in den Pflanzen zu verändern - und nicht mehr andere zu übertragen. "Wir machen jetzt eben präziser und genauer das, was Pflanzenzüchtung bisher schon macht", sagt der Wissenschaftler. Entsprechend sei das Risiko genauso gering. Die Techniken seien sicher und würden überall in der Welt bereits genutzt - "nur eben nicht in Europa bisher".
Kritiker fürchten, dass durch die Gentechnik die Großkonzerne, die die neuen Techniken beherrschen, die kleinen Betriebe vom Lebensmittelmarkt verdrängen. Hoffie sieht durch die Lockerung des EU-Rechts allerdings sogar eine Verbesserung für sie. Bisher seien kleine und mittlere Züchtungsbetriebe vom Fortschritt in ihrer Branche abgekoppelt. Sie könnten durch die Lockerung einfacher neue Sorten auf den Markt bringen. Bislang sei die Regulierung so aufwändig gewesen, dass sie sich das nicht leisten konnten.