Interview - Schmid (SPD): Wagner-Aufstand hat Putin geschwächt
Der kurz aufflackernde Aufstand der Söldnertruppe Wagner in Russland hat den russischen Machthaber Putin eindeutig geschwächt, sagt der SPD-Außenexperte Nils Schmid. Zwar habe Putin kurzfristig gewonnen, doch es zeigten sich Zweifel an Putin - auch in den Zirkeln der Macht.
Die Ereignisse in Russland haben sich am Wochenende überschlagen: Die staatsnahe Privat-Armee "Wagner-Gruppe" unter der Führung von Jewgeni Prigoschin marschierte auf einmal auf Moskau zu. Was zunächst wie ein Putschversuch aussah, endete allerdings genauso schnell, wie es begann: Mit Straffreiheit für alle Beteiligten und Exil in Weißrussland für Prigoschin.
Nils Schmid, der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, ordnet die Aktion so ein: "Es hatte die äußeren Züge eines Putschversuchs, aber die militärischen Kräfteverhältnisse zwischen der Wagner-Armee und den russischen Sicherheitskräften waren von vorneherein natürlich so, dass Wagner militärisch keine Chance hatte. Es war mehr ein Erpressungsversuch. Prigoschin […] wollte stärker an das Machtzentrum heranrücken. […] Er hat einfach mal geschaut, wie weit er kommt – und er ist gescheitert."
Die innerrussische Kritik an Putin nimmt spürbar zu
Kurzfristig habe Putin hier also die Oberhand gewonnen, so Schmid, aber mittel- und langfristig sei er dennoch schwer beschädigt: "Er ist deutlich geschwächt durch diese Abfolge der Ereignisse. Zum ersten mal ist es einer militärisch bewaffneten Macht gelungen, in Russland selber die Machtfrage zu stellen und Putin in die Enge zu treiben. […] Es ist deutlich geworden, dass die Kritik an dem scheiternden Krieg gegen die Ukraine zunimmt, dass also auch in den Zirkeln der Macht Zweifel an der Fähigkeit Putins wachsen, das Land in eine gute Zukunft zu führen."
Aus Sicht des Westens sei es jetzt das Wichtigste, die Ukraine weiterhin zu unterstützen, sagt der SPD-Politiker. "Den russischen Angriff zurückzuschlagen ist der beste Weg, Putin in die Schranken zu weisen und im Inneren der Macht in Moskau Fragezeichen aufzuwerfen." Allerdings sei es nicht gesagt, dass das, was nach Putin kommen könnte, besser oder demokratischer sein werde.