Interview - Suchtexperte fordert mehr Geld für Cannabis-Präventionsarbeit
Eine neue Studie zeigt: In Berlin konsumieren überdurchschnittlich viele junge Menschen Cannabis. Für den Psychotherapeuten Andreas Gantner ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Er hat aber einen Vorschlag, was man dagegen unternehmen könnte.
Andreas Gantner ist Geschäftsführer des Berliner Therapieladens, der Hilfs- und Aufklärungsangebote an Menschen macht, die Probleme mit Cannabis und so genannten Lifestyle-Drogen haben. Er weist darauf hin, dass man eher Städte mit Städten vergleichen müsse. Es lasse sich nämlich feststellen, dass in großstädtischen Milieus die Zahlen "immer drei bis vier Prozent" höher liegen als im ländlichen Kreis.
In Bezug auf die Zahlen aus Berlin sagt er: "Ich denke nicht, dass es herausragend mehr ist als in anderen Großstädten." Deshalb seien die neuen Zahlen für ihn nicht überraschend, sie lägen im Trend der vergangenen Jahre.
Gantner fordert mehr Investitionen in Präventionsarbeit
Weiter sagt Gantner, dass man bessere und klarere Informationsangebote machen müsse, um zumindest den Wissensstand zu verbessern. Es sei aber gleichzeitig bekannt, dass das Wissen nicht den Missbrauch oder gar Abhängigkeitsentwicklungen verhindern könne. "Jeder weiß auch, dass Zigaretten abhängig machen und sie werden trotzdem auch konsumiert."
Die neue Studie spreche weder für noch gegen eine Cannabis-Legalisierung, sagt Gantner. Sie verweise eher darauf, dass man viel stärker in der Prävention tätig sein müsse. Die meisten Suchthilfeträger befürworteten zwar eine zukünftige Cannabis-Regulierung, sagt er. "Aber wir legen nachdrücklich darauf wert, dass viel mehr investiert werden muss in Prävention, in Frühintervention, um diese vorhandenen Entwicklungen bei der bestehenden Illegalität, um die zu verbessern."