Der deutsch-polnische Grenzfluss Oder im Nationalpark Unteres Odertal.
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Interview - Fischökologe: Müssen Salzgehalt in der Oder senken

In Polen sind diese Woche in Seitenkanälen der Oder wieder viele tote Fische entdeckt worden. Er hoffe, dass dies nicht der Beginn einer neuen Umweltkatastrophe ist, sagt Fischökologe Christian Wolter. Es gehe jetzt darum, den Salzgehalt in der Oder möglichst schnell zu reduzieren.

Die toten Fische seien in dem Gebiet gefunden, in dem die Algenblüte im vergangenen Jahr begonnen hatte, erklärt Christian Wolter, Forschungsgruppenleiter am Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin-Friedrichshagen.

"Algen finden dort insofern besonders günstige Bedingungen, weil das Wasser steht - in den Kanälen und auch in den Stauhaltungen - und dadurch eine hohe Verweilzeit bekommt", erklärt Wolter. Das sei eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich Algenblüten in einem Fließgewässer entwickeln können.

Brackwasseralge siedelte sich an


"Im letzten Jahr kam als Besonderheit dazu, dass eine Brackwasseralge in die Oder gelangt ist", so der Fischökologe. Diese habe von dem hohen Salzgehalt profitiert und sich massenhaft entwickelt. "Unglücklicherweise war die Alge in der Lage, ein Gift zu produzieren", sagt Wolter. "Und daran sind letzten Endes die Fische und Muscheln verendet."

Der Salzgehalt in der Oder sei so hoch, dass Menschen ihn verursacht haben müssten, zeigt sich der Süßwasser-Experte überzeugt. "Bei den Mengen Salz, um die es sich da handelt, gehe ich allerdings nicht davon aus, dass es eine illegale Einleitung war", meint Wolter. "Man hat bloß im vorher, bevor das im vergangenen Jahr passiert ist, dieses Problem nicht so auf dem Schirm gehabt."

Salzgehalt an sich nicht schädlich für Fische


Der hohe Salzgehalt sei für die Fische gar nicht schädlich gewesen, sondern die Brackwasseralge, die gewissermaßen durch Zufall dort aufgetreten sei, betont er. Dennoch sei Salz in der Kausalkette aus dem vergangenen Jahr "die primäre unmittelbare Ursache", die man dementsprechend reduzieren müsse. "Da müssen wir die Konzentration durchflussangepasst sehr weit herunterfahren", so Wolter.

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