Interview - SPD-Außenexperte Ahmetović: Neue Dimension der Eskalation im Kosovo
Im Norden des Kosovo ist der Konflikt zwischen albanischen und serbischen Bevölkerungsgruppen neu entfacht. Bei gewaltsamen Unruhen wurden auch NATO-Soldaten verletzt. SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetović verurteilt die Angriffe und fordert, die KFOR-Schutztruppe deutlich aufzustocken.
Fast 25 Jahre nach dem Ende des Kosovokrieges ist es im Norden des kleinen Landes erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der albanischen und der serbischen Bevölkerungsgruppe gekommen. Dabei sollen mehr als 80 Menschen verletzt worden sein, darunter auch 30 Soldaten der NATO-Schutztruppe KFOR. Als Reaktion hat die NATO angekündigt, ihr Truppenkontigent aufzustocken.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetović verurteilt die Angriffe auf die NATO-Soldaten scharf. "Das hat eine ganz neue Dimension der Eskalation." Erst am vergangenen Freitag habe man im Bundestag das KFOR-Mandat der Bundeswehr verlängert, so Ahmetović. Da habe man die NATO-Friedensmission noch für ihre erfolgreiche Arbeit gelobt.
Deeskalierungspläne von EU und USA gehen nicht auf
Man müsse zwar positiv anmerken, dass es seit dem Ende des Kosovokrieges 1999 und der Stationierung der NATO-Schutztruppen keinen Krieg mehr im Kosovo gegeben habe, sagt der SPD-Politiker. Trotzdem fordert er, die Zahl der NATO-Soldaten im Kosovo jetzt deutlich zu erhöhen. "Die politischen Maßnahmen reichen nicht aus, man muss auch eine gewisse militärische Stärke beweisen."
Verantwortlich für die Unruhen im Kosovo sei die serbische Regierung. Nach den Amokläufen in Serbien versuche die Regierung in Belgrad zum wiederholten Male durch ein Anstacheln des Konflikts im Kosovo von eigenen innenpolitischen Problemen abzulenken, erklärt Ahmetović. "Alle Pläne der EU und der USA, diese Lage zu deeskalieren und Normalisierungsprozesse zu schaffen mit einer Appeasement-Politik Serbien gegenüber, sind leider wieder nicht aufgegangen."