Interview - Protestforscher: "Letzte Generation" hebt Thema erfolgreich auf Agenda
In sieben Bundesländern hat es am Mittwoch Durchsuchungen bei mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe "Letzte Generation" gegeben. Als radikale Bewegung sieht Protestforscher Vincent August von der Humboldt-Universität sie allerdings nicht. Mit den Aktionen werde der Klimaschutz aber erfolgreich auf die Tagesordnung gebracht.
Die "Letzte Generation" sei zwar konfrontativer und in diesem Sinne auch radikaler als Fridays for Future, sagt Protestforscher Vincent August. Sie sei aber dennoch keine extrem radikale Bewegung, so der Soziologe, der an der Berliner Humboldt-Universität die Forschungsstelle Ökologische Konflikte leitet. Von Methoden wie Ermordungen und Entführungen, wie man es von anderen Aktivisten kenne, sei die Gruppe schließlich weit entfernt.
Soziologe: Funktion von Protest nicht zwingend, Mehrheiten zu organisieren
Die "Letzte Generation" sei sehr erfolgreich darin, das Thema Klimaschutz auf die Tagesordnung zu heben - "also Agenda-Setting zu betreiben", so August. Das Ziel von Protestbewegungen sei hingegen nicht zwingend, Mehrheiten zu organisieren. Die Frage sei aber, ob sich die Protestform des Festklebens auf Dauer abnutzen wird.
Die Klimabewegung insgesamt sei relativ heterogen und würde sich unterschiedlicher Strategien bedienen: "Fridays for Future eher Allianzbildung sozusagen und die 'Letzte Generation' stärker konfrontativ", sagt der Protestforscher. In ihren Zielen seien die Gruppen aber noch relativ geeint. "Insofern kann man hier auch von einer Spaltung der Klimabewegung, wo sie gegeneinander arbeiten würden, noch nicht reden."