Interview - Doku "Wie Gott uns schuf" - was ist seitdem passiert?
100 Menschen im Dienst der katholischen Kirche hatten sich vor einem Jahr in der Doku "Wie Gott uns schuf" geoutet. Die Autoren, darunter Hajo Seppelt, haben nun nachgefragt, wie es ihnen danach ergangen ist. Das Ergebnis: Es ist einiges passiert - aber noch nicht genug.
Die Dokumentation "Wie Gott uns schuf" von Katharina Kühn und Hajo Seppelt bekam vor einem Jahr viel Aufmerksamkeit: 100 Menschen im Dienst der Katholischen Kirche outeten sich darin als schwul, lesbisch, trans oder nonbinär. Das war durchaus riskant, denn gleichgeschlechtliche Beziehungen oder Heirat nach Scheidung waren in Einrichtungen der katholischen Kirche lange ein Kündigungsgrund.
Ein Jahr später haben die Autoren nachgefragt, wie es den Protagonisten nach der Ausstrahlung ergangen ist. Das Ergebnis "Wie Gott uns schuf – Nach dem Coming Out" ist in der ARD-Mediathek zu sehen.
Seppelt: Arbeitsrecht ist das eine - die katholische Sexualmoral das andere
Den meisten von ihnen sei es insofern gut ergangen, dass sie keine Kündigung erhalten hätten, sagt Autor Hajo Seppelt. Das hieße nicht, dass jetzt alles gut sei in der katholischen Kirche. Trotzdem, so Seppelt, hätten die Doku und die damit parallel einhergehende Initiative "Out in Church" so viel öffentlichen Druck ausgelöst, dass die katholische Kirche "zum Jagen getragen" worden sei, sprich: Sich mit der Änderung des Arbeitsrechts beschäftigen musste.
Arbeitsrecht sei das eine, die katholische Sexualmoral sei jedoch das Andere, sagt der Journalist: Auch wenn die Protagonisten des Films ihren Job behielten, so seien sie in den Augen der Kirche dennoch Sünder. Die Initiatoren von "Out in Church" hätten deswegen das Ziel, auch diese Sexualmoral zu überwinden. Doch, sagt Seppelt, "das wird natürlich ungleich schwerer werden, denn damit lehnt man sich nicht nur gegen die deutsche Kirche auf, sondern eigentlich gleich gegen den Vatikan."