Jugendliche mit Smartphones
Westend61
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Interview - "Journalismus macht Schule" vermittelt Nachrichtenkompetenz

Was ist Pressefreiheit - und wie wichtig ist sie? Wissen darüber, sowie über den richtigen Umgang mit Informationen und ihren Quellen, vermittelt der Verein "Journalismus macht Schule". Vorstandsmitglied Sophie Menner erklärt, wie es um die Nachrichtenkompletenz von Jugendlichen bestellt ist - und wo sie Unterstützung brauchen.

Wie nachrichtenkompetent sind Jugendliche, die ihre Informationen größtenteils über Social Media beziehen? Die Datenjournalistin Sophie Menner von BR24 ist im Vorstand des Vereins "Journalismus macht Schule". Sie sieht bei jungen Menschen eine hohe Nachrichtenkompetenz. Unterstützen könne man sie noch im reflektierten Umgang mit Nachrichten: "Sie haben zwar ein Gespür, was jetzt vielleicht eine Fake News ist oder nicht, können aber schwer reflektiert sagen, warum das so ist."

Social Media und der ungefilterte Fluss an Informationen

Viele Jugendliche seien sehr stark an Nachrichten interessiert. Es gebe aber auch die, die man mit Nachrichten überhaupt nicht erreiche. Die gelte es zu unterstützen, damit sie nicht auf falsche Informationen hereinfallen, so Menner: "Jeder wird täglich über die Social-Media-Plattformen mit Nachrichten und Informationen konfrontiert, das ist ja ein ungefilterter Fluss an Informationen. […] Damit auch die Menschen, die ein bisschen nachrichtenferner sind, wissen, wie sie diese Quellen einschätzen können, ist es wichtig, hier Tools und Handwerkszeug mitzugeben."

Menners Verein fordert, dass diese Kompetenz an Schulen beigebracht wird. Dafür biete er auch Fortbildungen für Lehrkräfte an, die selbst oft diese Kompetenz nicht hätten. Ein Schulfach "Medienkunde" wäre zwar "traumhaft", so die Journalistin, aber nicht sehr realistisch.

Pressefreiheit in Deutschland ein hohes Gut

Das Ansehen des Journalismus sei insgesamt in der Gesellschaft gesunken, sagt Menner. Das merke man auch an den Schulen. Deswegen gehe ihr Verein an die Schulen, um zu erklären, wie Journalismus funktioniere: "Nur, wenn man weiß, wie das Konstrukt Journalismus funktioniert, wie wir arbeiten, kann man Vertrauen haben."

Was Pressefreiheit ist, sei auch oft nicht klar. Menner habe schon das Feedback von Schulklassen bekommen, dass die Schüler erst durch ihren Besuch gelernt hätten, dass die Presse in Deutschland selbst entscheiden könne, worüber sie berichte. "Das zeigt natürlich schon, dass da im Hintergrund wohl der Gedanke ist, dass da jemand ist, der uns kontrolliert und der uns vorschreibt, was wir sagen. [...]. Deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen, dass diese Pressefreiheit in Deutschland ein hohes Gut ist, die es in anderen – totalitären – Staaten einfach nicht gibt."

Tag der Pressefreiheit am 3. Mai

Deutschland ist in der Rangliste der Pressefreiheit abgestiegen - bereits zum dritte Mal in Folge.

Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht die Liste jedes Jahr zum internationalen Tag der Pressefreiheit. Darauf ist Deutschland um fünf Plätze auf Rang 21 zurückgefallen.

Das wird mit der wachsenden Gewalt gegen Medienschaffende begründet. Mit 103 physischen Angriffen sei ein neuer Höchststand erreicht. Sie gab es meistens bei verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Demonstrationen.

Norwegen belegt zum siebten Mal in Folge den ersten Platz. UN-Generalsekretär Guterres betonte, Pressefreiheit sei das Fundament von Demokratie und Gerechtigkeit.