Interview - Gas-Notfallplan: Was bedeutet die Alarmstufe 2?
Angesichts der eingeschränkten russischen Gas-Lieferungen ist in Deutschland die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen worden. Was das bedeutet und welche Konsequenzen es für Verbraucherinnen und Verbraucher haben wird, erklärt Andreas Goldthau, Experte für die Energiewende beim Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung.
Grund für die Ausrufung der Alarmstufe sind die verringerten Gaslieferungen durch die Pipeline Nordstream 1. "Wir sind bei einer Drosselung um 60 Prozent, das bedeutet natürlich, dass der Gasmarkt noch angespannter ist als vorher", sagt Goldthau. Dazu komme,dass die Pipeline ab dem 11. Juli gewartet wird.
Großhandelspreise versechsfacht
Verbraucherinnen und Verbraucher müssten wegen dieser Knappheit mit noch höheren Gaspreisen rechnen, so der Experte. Der Großhandelspreis sei bereits seit September 2021 von 20 auf 135 Euro pro Megawattstunde gestiegen. "Das wird früher oder später an den Verbraucher weitergegeben werden", sagt Goldthau.
Sollte auch noch die dritte Stufe des Notfallplans in Kraft treten, wird der Staat in die Gasversorgung eingreifen, indem die Bundesnetzagentur eine Mengenverteilung vornimmt. In diesem Fall sei die Versorgung privater Haushalte gesetzlich bevorzugt. "Die Industrie ist nicht geschützt und muss sich eventuell wirklich auf Engpässe einstellen", sagt Goldthau. Wie wahrscheinlich das Szenario sei, lasse sich im Moment aber noch nicht sagen.