Forum - Es ist kompliziert: Die deutsch-französischen Beziehungen im Stresstest
Liegt es an unterschiedlichen Mentalitäten, Strukturen, nationalen Interessen? Warum knirscht es so laut im Verhältnis der beiden Nachbarstaaten Frankreich und Deutschland? Darüber spricht Harald Asel mit seinen Gästen.
Vor rund einem Jahr wurde Emmanuel Macron für eine zweite Amtszeit als Präsident gewählt. Doch statt des erwarteten neuen Schwungs zwischen Frankreich und Deutschland stottert der Motor weiter. Unterschiedliche Auffassungen bei der militärischen Unterstützung für die Ukraine, Irritationen über den deutschen Doppel-Wumms. Dazu die jeweiligen Finanzhilfen für die heimische Industrie und Verbraucher. Statt zu gestalten, üben sich Politiker und Beamte zwischen Paris und Berlin in Schadensbegrenzung. Dazu kommt innenpolitischer Druck in beiden Ländern: Frankreich erlebt eine erbitterte Protestwelle angesichts der Rentenreform. Olaf Scholz muss die permanenten Fliehkräfte in der Ampel-Koalition moderieren.
Das alles scheint mehr als nur eine atmosphärische Verstimmung zu sein. Welche strukturellen Gründe hat das wiederkehrende Missverstehen und die Sprachlosigkeit auf beiden Seiten des Rheins? Fährt das Tandem überhaupt noch in die gleiche Richtung? Und kann es für die Lösung wichtiger Fragen in der EU noch seine bisherige Rolle spielen? Oder sind europäische Partner am Ende gar froh über die deutsch-französische Schwäche?
Emmanuel Cohet, Gesandter der Französischen Botschaft in Deutschland
Prof. Dr. Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, Professor of International Political Economy
Hélène Kohl, Berlin-Korrespondentin für französische Medien, Podcast "La Politik après Merkel"
Moderation: Harald Asel