Berthold Huber, kommissarischer Aufsichtsratsvorsitzender von VW (Bild: dpa)
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- Plötzlich ganz oben bei VW: Gewerkschafter Berthold Huber

Damit dürfte Berthold Huber noch vor kurzem kaum gerechnet haben - dass er einmal kommissarischer Aufsichtsratschef von Volkswagen wird. Der 65-Jährige ist seit dem 25. April Nachfolger des zurückgetretenen langjährigen Chefaufsehers Ferdinand Piëch. Wir stellen ihn vor.

Berthold Huber ist seit dem 25.April der kommissarische Aufsichtsratschef von Volkswagen. Er wird die VW-Hauptversammlung an diesem Dienstag leiten. Bis wann dann ein richtiger Nachfolger Piëchs gefunden wird, ist weiterhin offen. An diesem Montag leitet Huber zunächst erstmals eine Sitzung des 20-köpfigen Kontrollgremiums.

Bereits während des tagelangen, Mitte April begonnenen Machtkampfs bei VW spielte der Schwabe eine wichtige Rolle. Der frühere Chef der IG Metallist Mitglied des sechsköpfigen Aufsichtsratspräsidiums, des innersten Machtzirkels bei dem Autobauer. Huber sitzt seit 2010 im VW-Aufsichtsrat, bis zu der Machtprobe war er Piëchs Stellvertreter.

Nach einer bereits langen gewerkschaftlichen Karriere kam Huber 2007 an die Spitze der größten und mächtigsten deutschen Gewerkschaft, der IG Metall. Er blieb es bis 2013. An der Gewerkschaftsspitze machte er alle Höhen und Tiefen mit und profilierte sich als Krisen-Manager: Von einem Boom der exportstarken Metall- und Elektrobranche ging es direkt in die von der Lehman-Pleite ausgelöste Weltwirtschaftskrise.

Der Sozialdemokrat Huber war gefragter Ratgeber in der Opel-Krise, in Kanzlerrunden oder bei der Krise von wichtigen Unternehmen wie Continental und Schaeffler. Schwierige Tarifrunden löste er gemeinsam mit seinem langjährigen Gegenüber von den Arbeitgebern, Martin Kannegiesser.

Der streng katholisch erzogene Ingenieurssohn aus Ulm hatte es nach dem Abitur als  Werkzeugmacher schon mit 28 Jahren zum Betriebsratsvorsitzenden beim Busbauer Kässbohrer gebracht. Doch Huber verließ die gerade Linie des Funktionärslebens und studierte in Frankfurt Geschichte und Philosophie - am Ende ohne Abschluss. Nach der Wende baute der von Franz Steinkühler zurückgeholte Huber die IG Metall in Sachsen auf, bis er aus familiären Gründen in den Westen zurückkehrte - er musste sich um seine sechsjährige Tochter kümmern.

Huber gilt als Miterfinder der Abwrackprämie. Klavierspielen ist eines seiner Hobbys. Huber hat drei Kinder; die älteste Tochter ist schon Anfang 30, die jüngste kam 2003 auf die Welt.

(dpa)