
- Auschwitz-Prozess von Lüneburg: Gröning verurteilt
Im Auschwitz-Prozess gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning hat das Landgericht Lüneburg am Mittwoch den Angeklagten zu vier Jahren Haft verurteilt. Der 94-Jährige Angeklagten habe sich der Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen schuldig gemacht. Hier finden Sie Informationen über Auschwitz und NS-Prozesse.
Mit dem Urteil ging das Gericht über das Strafmaß der Staatsanwaltschaft hinaus. Diese hatte eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren für den früheren "Buchhalter von Auschwitz" gefordert. Grönings Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert. Weder durch seine Anwesenheit an der Bahnrampe von Auschwitz-Birkenau noch durch das Zählen der Devisen habe Gröning "einen Beitrag geleistet, der offensiv den Holocaust gefördert hat", argumentierte Anwalt Hans Holtermann.
Ob Gröning tatsächlich ins Gefängnis muss, prüft die Staatsanwaltschaft, sobald das Urteil rechtskräftig ist. Dies kann noch mehrere Wochen dauern und hängt von seinem gesundheitlichen Zustand ab. Gröning wirkte zuletzt körperlich angeschlagen. In Niedersachsen bestehen Haftplätze für ältere Menschen.
"Buchhalter von Auschwitz"
Oskar Gröning gilt das "Buchhalter von Auschwitz". Weil er eine Banklehre absolviert hatte, wurde der Freiwillige der Waffen-SS 1942 in dem Konzentrationslager dafür eingeteilt, zurückgelassenes Geld der Verschleppten zu zählen und an die SS in Berlin weiterzuleiten. Im September 1944 wechselte er in eine Einheit, die an der Front kämpfte.
Nach dem Krieg kam Gröning zunächst in britische Gefangenenschaft. Danach lebte er mit Fau und Kindern in der Lüneburger Heide. Erst Mitte 1985 berichtete er in einer Dokumentation der britischen BBC über das, was er in Auschwitz sah. Er selbst beschrieb sich als "Rädchen im Getriebe". Gegegn den heute 94-Jährigen wurde bereits 1977 ermittelt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren im März 1985 aber mangels Beweisen ein.
Auschwitz - Symbol für den Holocaust
Das Konzentrationslage Auschwitz-Birkenau gilt das bedeutendstes Symbol für den Holocaust. In dem Lager, das bei Krakau in dem von Nazi-Deutschland besetzten Polen lag, wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als eine Million Menschen ermordet, vor allem Juden. Außerdem wurden unter anderen rund 70.000 Polen getötet. Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, hatte den Bau des Lagers 1940 befohlen. Knapp zwei Monate später wurden die ersten Häftlinge dorthin gebracht.
Nach der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 wurde Auschwitz-Birkenau zum zentralen Ort des Völkermords. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee rund 7000 überlebende Gefangene.