- Armin Mueller-Stahl zum 85. Geburtstag
Er ist einer der wenigen deutschen Weltstars: Armin Mueller-Stahl. Er machte Karriere in Hollywood, wurde sogar für den Oscar nominiert. Er ist Schauspieler, Musiker, Maler und Autor in einer Person: Wenn einer als Ausnahmetalent gelten darf, dann er. Am 17. Dezember feiert er Geburtstag in Berlin - die große Party richtet das Bundesland Schleswig-Holstein in seiner Landesvertretung für seinen Ehrenbürger aus.
Der Sohn eines ostpreußischen Bankangestellten schaffte es zum beliebtesten Schauspieler der DDR und später zum international renommierten Aushängeschild Deutschlands in Hollywood. Für seine Rolle in dem Musikerdrama "Shine" wurde er 1997 mit einer Oscar-Nominierung geehrt.
Von der Bühne, wo er einst bei der Brecht-Ikone Helene Weigel sein Handwerk gelernt hatte, verabschiedete sich Mueller-Stahl schon vor Jahrzehnten. Doch auch auf der Leinwand oder im Fernsehen ist er nur noch in seinen alten Filmen zu sehen. Trotz seines Ruhms hat er sich weitgehend aus dem Business zurück gezogen:
"Langsam übernimmt die Malerei mein Leben", schreibt er in seiner Autobiografie. "Beim Malen erlebe ich die Momente, in denen ich wirklich fliegen kann".
Schauspielerei - die einfachste Art, Brötchen zu verdienen
Der gebürtige Tilsiter wollte eigentlich zunächst Musiker werden. In einer künstlerisch begabten Familie aufgewachsen, studierte er in Ost-Berlin zunächst Musikwissenschaft und ließ sich als Konzertgeiger ausbilden, bis ihm das pedantische Üben zunehmend gegen den Strich ging. Er wechselte zur Schauspielerei - "die einfachste Art, Brötchen zu verdienen", wie er fand.
"Aus Mangel an Begabung" flog er zwar zunächst von der staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin. Aber es klappte auch so: 1952 bekam er von der Brecht-Ikone Helene Weigel ein Engagement im Theater am Schiffbauerdamm.
Fast 25 Jahre gehört er dort und später an der Volksbühne zum festen Ensemble. In Film und Fernsehen avanciert er mit Werken wie "Königskinder" (1962), "Nackt unter Wölfen" (1963) und "Tödlicher Irrtum" (1970) zum absoluten Publikumsliebling der DDR. Zum Bruch kommt es, als er 1975 seine Rolle als charmanter Ost-James-Bond in der beliebten TV-Serie "Das unsichtbare Visier" aufkündigt - ein Affront gegen die SED-Oberen.
Als er kurz darauf auch noch die Resolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann unterschreibt, bekommt er für drei Jahre kaum mehr Rollen. Seine Übersiedelung nach West-Berlin 1980 muss er mit einem Brief an Erich Honecker buchstäblich erbetteln. "Ich bitte um nichts, außer dass ich behandelt werde wie jemand, der diesem Land auch genützt hat."
Im anderen Deutschland bekommt er die Selbstgerechtigkeit der Wessis anfangs schmerzhaft zu spüren. So versucht Starregisseur Rainer Werner Fassbinder, ihn mit der Hälfte des Honorars abzuspeisen, das die West-Darsteller bekommen. Der Film "Lola" wird gleichwohl zur Eintrittskarte für die zweite Karriere. Es folgen Arbeiten mit Filmgrößen wie Bernhard Wicki, Axel Corti oder Alexander Kluge - und schließlich der große Sprung nach Hollywood.
Im Gegensatz zu seinen künstlerischen Erfolgen sorgte Mueller-Stahls Privatleben nie für Schlagzeilen. Nach einer gescheiterten ersten Ehe mit der Schauspielerin Monika Gabriel ist er seit 1973 mit der Hautärztin Gabriele Scholz verheiratet. "Sie war und ist mein großes Glück", sagt er über sie. Das Paar hat einen Sohn und inzwischen auch eine Enkelin.
Armin Mueller-Stahl hat außerdem zwei Geschwister, die im selben Metier tätig sind: den älteren Bruder Hagen (*1926) ist Regisseur und Schauspieler, seine jüngere Schwester Dietlind (*1938) ist Schauspielerin.
"Ich möchte fröhlich in die Kiste steigen"
Neben der Malerei ist längst auch die Musik wieder eine feste Größe im Leben von Armin Mueller-Stahl geworden. Seit der gemeinsamen CD "Es gibt Tage" geht er immer wieder
mit seinem alten Freund Günther Fischer und dem Akkordeonspieler Tobias Morgenstern mit selbst komponierten Liedern auf Tournee. Mit Büchern wie "Verordneter Sonntag", "Drehtage" oder "Die Jahre werden schneller" ist er auch als Autor erfolgreich.
"Ich glaube nicht, dass Erfolg oder Ruhm beim Abschiednehmen helfen", schreibt er im Abspann zu diesem Gedichtband. "Es geht doch am Ende nur darum, wie man in die Kiste steigt, und wenn es irgend geht, möchte ich fröhlich in die Kiste."