Besondere Gärten

• Die "Kochenden Gärten" in Steinhöfel

  Mein Herz gilt der Biodiversität

  "Hier kommen wir zu unseren richtigen Schätzchen. Martens Grafensteiner, ein Traum von Frucht und Blüte."

  Arne Ihmen ist in seinem Element. Der gelernte Gärtner führt eine Gruppe interessierter Besucher zu den Apfelbäumen: "Hasenkopf, der alte Berliner Marktapfel, der war sehr verbreitet, heute gibt es ihn praktisch gar nicht mehr."

  Von den Apfelbäumen geht es zu den Beeten, kunstvoll in Kreisform wurde hier Salat und Gemüse ausgesät, wie in einem Blumenbeet:
  "Hier einfach mal bücken und einfach mal was naschen."
  "Oh ja, sandig, aber lecker."
  "Sehr schön scharf, wie Meerrettich."

  Die Gruppe knabbert Wasabi-Rauke. Eine Führung durch die Gärten von Steinhöfel kann man mit allen Sinnen genießen: Es darf befühlt, beschnuppert und oft auch probiert werden.

  Arne Ihmen: "Mein Herz gilt der Biodiversität, also den bunten Gemüsen, der Artenvielfalt, den 31 verschiedenen Tomatensorten. Dass eine Kartoffel nicht unbedingt nur gelb sein muss, dass Erdbeeren weiß sein können und Rote Beete gelb. Dass es mal so viel mehr gab, das versuche ich hier zu vermitteln, so viel mehr als man momentan im Supermarkt kaufen kann."

  

  Ein Treffpunkt der Künstler und Naturfreunde, Städter und Landleute

  Arne Ihmen betreut die Gärten in Steinhöfel gemeinsam mit Hilfe vieler Freiwilliger. Dahinter steht der Verein "Land Kunst Leben", zu dem auch die Künstlerin Christine Hofmann gehört. Vor 15 Jahren haben sie diese alten Gärten, die zum nahe gelegenen Schloss Steinhöfel gehören, entdeckt. Damals lagen sie brach. Der Verein hat sie zu neuem Leben erweckt. Christine Hoffmann war damals gerade von Berlin nach Brandenburg gezogen:

  "Ich bin so nach der Wende aufs Land und habe Freunde besucht und habe gemerkt, wie schön es eigentlich ist, so einen Garten anzulegen und was für ein toller Ort so ein Garten sein kann, ein kommunikativer Ort, ein Ort, wo man arbeitet und genießt und sich austauscht und ich fand, das ist eine tolle Grundlage, um mit Menschen zusammen etwas zu machen."

  Und genau das ist aus dem Garten geworden, ein Treffpunkt für Künstler und Naturfreunde, Städter und Landleute. Neben den Beeten stehen Skulpturen: ein eisernes Schiff, ein röhrender Hirsch aus Holz oder das Wolkenkuckucksheim, ein Hochsitz, von dem aus man die Beete überblicken kann. An den Wochenenden finden mehrmals im Jahr Gartenfeste statt: mit Landfrauenkuchen und veganer Suppe, Bier und Waldmeisterbowle. Zwischen den Beeten liegen Ballspiele aus. Wenn mal ein Federball auf die Beete zwischen die Möhrchen fliegt, stört das hier niemanden.
  
  Heda ist mit ihrer Familie aus Berlin-Kreuzberg nach Steinhöfel gekommen: "Das hat nichts von diesen völlig überfüllten Biohöfen, die nur auf Kommerz aus sind. Hier ist es viel entspannter. Man kann hier auch ernten und man zahlt, was man denkt, was man geerntet hat. Das ist auf Vertrauen ausgerichtet, und ganz wunderbar mit Kindern, die hier rumrennen können."

  

  Hannelore und Elvira aus dem Nachbardorf sind Stammgäste: "Wir kommen hierher. Sehr schön, hat sich gut entwickelt, wird jedes Jahr ein bisschen anders, aber schön."

  „Eine Heimat - das ist eine Gemeinschaft" -  auch Waltraud Sibke kommt aus der Nachbarschaft. Auf ihrem Schoß hält sie einen großen Plastikeimer, in dem es ordentlich piept: "Na, das sind kleine Zwerg-Welsumer-Kükchen, die sind gestern erst morgen früh von der Glucke geschlüpft und hier ist eine Wärmflasche drin, und dann nehmen wir sie hier mit her für die Kinder, weil sie ja gar keine Gelegenheit mehr haben so kleine lebendige Tiere zu sehen …"

  "Darum ging es auch immer, dass man eine Plattform bietet, wo Stadt und Land zusammen kommen," sagt Gerry Kunz. Er betreut für den Verein das Projekt Kochende Gärten. Zwischen Topinambur und Rosmarin wird in Steinhöfel unter freiem Himmel gekocht. Regelmäßig finden diese Kochkurse statt.

  "Und dann geht’s los, dass man auch Kartoffeln selber ausbuddelt, all diese diversen Sorten, und dann ein leckeres Drei bis Viergang-Menü bastelt."

  Zum Beispiel Sauerampfer-Suppe, Wildragout mit Brennesselspätzle und gepfefferte Erdbeeren in Butter geschmort: "Das Beste ist natürlich durch diesen Garten zu gehen und sich zu überlegen, was kann ich denn heute Abend kochen."

• "Frauengärten" - der Schlossgarten in Schönhausen

  Die ältesten Bäume im Park sind über 200 Jahre alt

  "Hier ist eigentlich nichts mehr zu sehen von dem ursprünglichen Garten außer dieser Alleenstruktur“. Schlossgartenführerin Sabine El-Cherbiny zeigt auf die breiten Wege, die sich vor dem Barockschloss kreuzen. „Ddie gab es auch schon zu Zeiten Elisabeth Christines, die verbindet die Dörfer Pankow und Niederschönhausen und auch die beiden Kirchen," Sabine El-Cherbiny führt hinter das prachtvolle Gebäude. 
  
  Hier spielen Kinder am Springbrunnen, ein älterer Mann hält sein Gesicht in die Sonne, ein paar Jugendliche sitzen auf der Wiese im Kreis. Drum herum stehen majestätisch vier haushohe Platanen: "Die sind schon sehr sehr alt, mit die ältesten Bäume im Park, also die sind weit über 200 Jahre alt."

  Viel ist nicht mehr übrig aus der Zeit Elisabeth Christines

  Die Platanen sind einige wenige erhaltene Zeugen aus der Zeit Elisabeth Christines. Wahrscheinlich konnte die Königin diese Bäume noch wachsen sehen. Das Schloss und der riesige Garten waren ein Geschenk ihres Ehemannes, Friedrich des Großen. Fast 60 Jahre lang verbrachte Elisabeth Christine ihre Sommermonate hier in Schönhausen:
  
  "Das - hier ist jetzt eine Ansicht von 1764, das war nach dem siebenjährigen Krieg", sagt Sabine El-Cherbiny über historische Pläne und Karten gebäugt. "Man sieht hier ganz schön die barocke Gestaltung, diese symmetrische Anordnung, die Beete, den Kanal, die kleinen Wäldchen, das Labyrinth."
  
  Viel ist nicht mehr übrig aus der Zeit Elisabeth Christines. Heute sind vor allem die Spuren aus der knapp 40-jährigen DDR-Geschichte sichtbar. Der Teepavillon aus den 50er Jahren zum Beispiel in Sichtweite der alten Platanen. Nur mit viel Fantasie und einem genauen Blick lässt sich an einigen versteckten Stellen die barocke Vergangenheit erspüren. Ein Stückchen der Schlossmauer z.B. gehörte zur Alten Orangerie. Hier überwinterte die Königin ihre exotischen Pflanzen:
  
  "Sie hatte Treibhäuser und Gewächshäuser, sie hat Obst gezüchtet, vor allem Ananas, Bananen und Melonen. Das war natürlich was ganz luxuriöses. Das Obst hat sie dann präsentiert zu festlichen Anlässen, sie hat aber auch ihrem Mann Obst schicken lassen nach Sanssouci."

  Die neue Orangerie von 1777 und die Wohnhäuser der Gartengehilfen

  Elisabeth Christine gärtnerte aber nicht nur zum Spaß. Auf dem Gebiet der heutigen Schönholzer Heide baute die Königin Wein an und Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht:
  
  "Sie musste auch immer gucken, wie sie an Geld kam, weil Friedrich sie ziemlich kurz gehalten hat finanziell“, weiß Sabine El-Cherbiny.  "Und sie hatte schon großes Interesse daran, das Schloss zu verschönern, und ebenso den Garten, und da musste sie gucken, wie sie an finanzielle Mittel kommt. Von daher diese Maulbeerbäume zur Gewinnung von Seide."
  
  Hinter der Schlossparkmauer ragen heute Baukräne in den Himmel. Daneben stehen eine verfallene Holzscheune und zwei gelbe Häuschen. Die neue Orangerie von 1777 und die Wohnhäuser der Gartengehilfen. Die historischen Überreste sollen Teil eines Neubaukomplexes werden. "Neue Orangerie – Wohnen am Schlosspark Pankow" sagt das Bauplakat. Hier wird den vielen Ablagerungen der 300-jährigen Geschichte Schönhausens gerade eine neue Schicht hinzugefügt.

  Infos im WWW

  Kochende Gärten Steinhöfel

  Mehr Informationen
  

• Botanischer Garten Berlin

  Die ganze Welt in einem Garten zeigen

  Wir lassen den Eingang an der Königin Luise Straße hinter uns und machen uns auf den Weg. Als der Berliner Botanische Garten vor über 100 Jahren aus Schöneberg nach Dahlem zog, hatte der damalige Direktor, Adolf Engler, eine Vision - weiß Gesche Hohlstein, sie ist Diplom-Botanikerin und arbeitet seit vielen Jahren im Botanischen Garten: "Er wollte die ganze Welt in einem Garten zeigen."
  

  Dementsprechend plante er das 22 Kilometer lange Wegenetz auf dem 43 Hektar großen Gelände.

  Also: Los. Durch den heimischen Auenwald. Vorbei an Rotbuchen, Eschen und Heckenkirschen. Dann ändert sich die Vegetation: "Wir bemerken, die Rotbuchenwälder hören auf - und langsam beginnen hier die Fichten und Weißtannen uns zu begrüßen – und hinter den Stämmen können wir die Gipfel der Alpen entdecken."

  Der Aufstieg ist hier in drei Minuten zu schaffen. Links neben einem kleinen Wasserfall - wächst der Enzian, dessen mächtige Wurzel ins Auge fällt: "... die dazu führt, dass man ihn verarbeitet und zu Schnaps braut. Es ist eine prächtige Pflanze, erst im Alter von zehn Jahren beginnt sie zu blühen – und kann dann 50-60 Jahre alt werden."

  Ganz anders als das Edelweiß, das sich hier auch findet. Doch: Wer meint, das Edelweiß sei die Symbolpflanze für die europäischen Alpen, der merkt, dass er irrt. Es hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Himalaya. Das sehen, wir, als wir jetzt ganz gemütlich – hinüber wandern: "Das Edelweiß ist mit dem Löwenzahn verwandt. Und man sieht die kleinen Blüten im Inneren, die außen herum dekoriert sind, damit die Bestäuber sie besser sehen."

  Viele verschiedene Edelweißarten leuchten uns auf dem Himalaya entgegen. Jetzt: Runter vom Ost-Himalaya - weiter in Richtung Japan Pavillon und dann stehen wir plötzlich in der nordamerikanischen Prärie. Direkt im Goldenen Westen: "Einmal hier über die Prärie geblickt kann man entdecken wie herrlich gelb das leuchtet und so ging es den Siedlern, die bevor sie den Goldrausch entdeckten, erst die Ebenen entdeckten, die vom kalifornischen Goldmohn so überzogen waren, dass sie leuchteten - und so noch heute ist der Goldmohn auf dem Dollar hinten abgedruckt, es ist das Wappenzeichen von Kalifornien."

  Die Sonne brennt unerbittlich und man sehnt sich nach Schatten. Den finden wir jetzt in den Wäldern Koreas, Japans und Chinas. Hier könnte man ewig verweilen - und vielleicht davon träumen eine der Kiwis zu ernten, die vom chinesischen Kiwibaum herunter hängen. Aber das ist natürlich verboten.
  
  Wer mal etwas pflücken will, der geht am besten rüber in den Riech- und Tastgarten, der ist gar nicht weit von hier.