
- Auf Entdeckungstour in der Oper
Im Rahmen unserer "Lieblingsort"-Entdeckungstour laden wir Sie in dieser Woche wieder an einen besonderen Ort ein: Unsere Opern-Expertin Barbara Wiegand bringt Sie hinter und auf die Bühne der Komischen Oper Berlin. Das Haus in Berlin-Mitte gilt als das unkonventionellste der drei Berliner Opernhäuser. Ob das wirklich so ist, davon dürfen Sie sich am Donnerstagabend gern selbst ein Bild machen. Anna Pataczek besichtigte die Oper schon mal vorab.
Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn: Im Orchestergraben sitzen einige Musiker schon an ihren Instrumenten und spielen sich ein. Der Erste Schlagzeuger, Thomas Kuhn, rangiert auf engstem Raum die große Pauke, Becken und anderes Schlagwerk zusammen. Stört ihn das, versteckt in der Senke zu arbeiten?
"Ganz im Gegenteil", sagt Thomas Kuhn. Es sei eigentlich ganz schön, "ein bisschen in der Anonymität zu arbeiten." Nur an einem Abend wird es anders sein: Wenn die Lieblingsort-Gewinner auf ihrem Rundgang mit unserer Opernkritikerin Barbara Wiegand hinter den Kulissen auch im Orchestergraben vorbeischauen"

Auf meinem Rundgang geht es weiter zu den Technikern auf die Bühne , in die Maske, durch die Garderoben-Gänge - wo sich hinter den Türen die Sängerinnen und Sänger schon einsingen - und Requisiteure das Kunstblut anrühren. Das schmecke "nach Himbeer oder Erdbeer", so der Requisiteur.
"Noch 15 Minuten bis Vorstellungsbeginn!" schallt es aus dem Lautsprecher. Die Stimme gehört Inspizient Mario Nötzel. Sein Arbeitsplatz ist ein Pult auf der Bühne, versteckt an der Seite. Er liest im Notenbuch mit und gibt über ein Headset den Sängern und Technikern ihre Einsätze vor. Das sich ständig verändernde Bühnenbild im zweiten Teil des Abends hat es in sich. Die Kulissen stehen auf einer Drehscheibe.
Ein Ort voller Rituale
Ohne Nötzels Kommandos funktioniert nichts. Und auch nichts ohne Traubenzucker, der da auf dem Pult liegt? "Bei mir hilft Adrenalin. Aber der Dirigent braucht Traubenzucker. Den bring ich immer mit. Das hat sich komischerweise so eingespielt", sagt Nötzel.
Überhaupt ist die Oper ein Ort voller Rituale. Dramaturg Pavel Jiracek läuft auf einen schon fertig geschminkten Sänger im Kostüm zu, spuckt ihm drei Mal über die linke Schulter und sagt "Toi toi toi". Jiracek: "Man muss dann sehr aufpassen, dass man nicht Danke sagt, das gehört auch zu dem Aberglauben dazu, dann wirkt es nicht."
Ob alles wie am Schnürchen läuft, das sehen die Inforadio-Hörer dann von einem exklusiven Standort aus: Den ersten Einakter des Abends "Gianni Schicchi" von Puccini noch aus dem Parkett, den zweiten, "Herzog Blaubarts Burg" von Bela Bartók, beides in der Regie von Calixto Bieito, aber aus fast vier Metern Höhe vom so genannten Portalturm aus. Backstage.
Dort stand früher ein Beleuchter und bewegte per Hand den Scheinwerfer - heute geht das per Fernsteuerung, erzählt Pressesprecherin Andrea Röber. "Man kann hier einmal das Geschehen auf der Bühne sehr gut verfolgen, weil man einfach den Überblick hat. Man sieht auch, was hinter den Bühnenteilen passiert."
Quasi die ganze Maschinerie der Illusionswerkstatt Oper offengelegt! Auch unsere Kritikerin Barbara Wiegand hat Aufführungen so noch nicht erlebt und freut sich auf diese ganz besonderen Einsichten, wenn sich der Vorhang hebt und die Vorstellung beginnt.
Wenn Sie Lust auf den "Lieblingsort" Komische Oper haben - machen Sie mit bei unserem Online-Spiel. Dort müssten Sie uns allerdings sagen können, was das Besondere an der Bühne der Komischen Oper ist. Antwortmöglichkeiten und alle weiteren Infos gibt es auf Inforadio.de.