So, 15.02.2015 - "Das war ein richtig toller Wettbewerb!"
Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat mit seinem Film "Taxi" den Hauptpreis bei den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gewonnen. Den Goldenen Bären nahm seine Nichte entgegen, da Panahi im Iran mit einem Berufs- und Reiseverbot belegt ist. Inforadio-Kulturredakteur Reiner Veit zeigte sich mit den Entscheidungen der Berlinale-Jury sehr zufrieden - hätte aber gern noch mehr Bären vergeben.
Der Goldene Bär für den besten Film der 65. Berliner Filmfestspiele geht in den Iran. Die Tragikomödie "Taxi" des regimekritischen Regisseurs Jafar Panahi wurde am Samstagabend mit dem Hauptpreis des Festivals ausgezeichnet.
Die Trophäe wurde Panahi in Abwesenheit verliehen. Das iranische Regime hat über den Regisseur ein Arbeits- und Ausreiseverbot verhängt. Den Preis für Panahi nahm seine zehnjährige Nichte entgegen. Panahis heimlich gedrehter Film "Taxi" wurde auf unbekannten Wegen nach Berlin geschmuggelt. Für den halbdokumentarischen Film setzte sich Panahi in ein mit drei Kameras ausgestattetes Taxi. Dort ließ er seine Fahrgäste vom schwierigen Alltag in Teheran erzählen.
Für das deutsche Bankräuber-Drama "Victoria" von Regisseur Sebastian Schipper gab es einen Silbernen Bären für die beste Kamera - 140 Minuten lang nonstop geführt von dem Norweger Sturla Brandth Grøvlen. Als beste Schauspieler ehrte die Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky ("Black Swan") die Briten Charlotte Rampling und Tom Courtenay. Sie spielen in dem Drama "45 Years" von Andrew Haigh ein verzweifelt um seine Beziehung kämpfendes Ehepaar.
Den Großen Preis der Jury erhielt das chilenische Drama "El Club"(Der Club) von Pablo Larraín. Der Film handelt von Priestern, die Kinder missbraucht haben. Ebenfalls nach Chile ging der Bär für das beste Drehbuch: Regisseur Patricio Guzmán bekam den Preis für den Dokumentarfilm "Der Perlmuttknopf" über die blutige Geschichte seines Heimatlandes.
Inforadio-Kulturredakteur Reiner Veit zeigte sich mit den Entscheidungen der Berlinale-Jury sehr zufrieden. Viele Preise seien geteilt worden - bei der Fülle an guten Filmen für ihn "eine logische Konsequenz". Den Goldenen Bären an Panahi verstehe er allerdings mehr als Protest denn als Auszeichnung für ein cineastisches Werk.
Einen weiteren Silbernen Bären hätte er an das gesamte Team von "Victoria" vergeben - nicht nur an den Kameramann dieses Films. Insgesamt sei der Berlinale-Jahrgang 2015 "viel besser" als in den Jahren zuvor, die Vorauswahl-Jury habe sehr gute Arbeit geleistet: "Das war ein richtig toller Wettbewerb!"