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Howard Shore ist einer der erfolgreichsten Filmkomponisten weltweit. Er gewann drei Oscars, schrieb neben vielen anderen die Soundtracks die für "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit". Im Rahmen der Berlinale Talents, der Plattform für den Filmnachwuchs, war Howard Shore jetzt in Berlin und stellte sich im Hebbel am Ufer den Fragen junger Filmschaffender und anderer Interessierter.
Es ist nicht so einfach, Howard Shore die kompletten anderthalb Stunden zu folgen, so ruhig und leise und etwas undynamisch spricht er in sein Mikrofon, aber die meisten der vielen Nachwuchsfilmer im proppenvollen HAU1 sind begeistert.
Von diesem Mann und seiner uneitlen Art, seine Arbeit zu erklären. Wie viel Freiraum ein Starkomponist wie er bei der Produktion eines Soundtracks eigentlich habe, möchte einer wissen.
Howard Shore: "Ich füge ja nur eines von vielen Elementen dem Film zu. Klar, manchmal sage ich später: Hier und da ist es zu laut, aber ansonsten ist es schon eher ein Geben und Nehmen mit den anderen Beteiligten."
Interessant auch, wie Howard Shore beim Erarbeiten eines Soundtracks vorgeht. Er schaut den Film nur ein Mal, erzählt er, aber vorher liest er die Bücher, also entweder die Romanvorlage oder die Drehbücher mehrmals und sehr genau, und komponiert dann ein 20-45 Minuten langes Musikstück fast ausschließlich nach dem Gelesenen. Dann erst setzt er sich gemeinsam mit dem Regisseur hin, baut die Musik ein, komponiert Teile dazu und nimmt schließlich alles in einem Tonstudio auf. Ein paar Soundbeispiele hat er mitgebracht ins HAU, so auch aus Herr der Ringe.
Meist produziert Howard Shore diese Art von Musik mit einem Orchester. Aus dem Publikum kommt die Frage, ob Orchester noch zeitgemäß sind, ob nicht bald alle Filmmusik am Computer gemacht wird.
Howard Shore: "Orchester sind unschlagbar zum Geschichten erzählen. Und wir als Zuhörer haben das Gefühl für live gespielte Musik einfach in unserer DNA, wir fühlen die Schönheit, wir spüren, was der Komponist uns spüren lassen will - das wird glaube ich immer so sein. "
Auch beim Komponieren verzichtet Shore weitgehend auf die Hilfe von Computern. Eine Arbeitsweise, die Zuhörer Sebastian aus Berlin begeistert hat: "Was ich auch toll find, dass er noch mit Bleistift arbeitet - bis heute.Also reines Handwerk und offensichtlich hohe Begabung."
Als die Frage aufkommt, ob man mit Filmmusik eigentlich gutes Geld verdienen kann, holt Shore weit aus, erzählt, dass er viele Jahre gebraucht hat, bis er davon leben konnte. Bis in die späten 80er habe er von Fernsehproduktionen gelebt, keinen Cent beim Film verdient.
Für den jungen Filmemacher Sebastian eine unerwartete Erkennntnis: "Ja, dass das ein Prozess ist. Der hat ja mit Fernsehen angefangen und bis er dann zum Film gekommen ist, das waren ja zehn, zwölf Jahre. Man denkt ja immer, in zwei bis drei Jahren macht man das, aber da steckt so ein ganzes Leben davor oder dahinter."
Wie er denn nach Hollywood kommen könne, möchte ein etwas unbedarfter sehr junger Student am Ende der Veranstaltung wissen, es sei so schwer als deutscher Komponist dort rein zu kommen.
"Warum solltest Du dahin," sagt Howard Shore, und hat die Lacher auf seiner Seite. "Sie machen gute Filme auf der ganzen Welt, bleibdoch in Deutschland, Hollywood ist nur ein Teil der Filmindustrie."