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Wenn es heißt "Berlinale goes Kiez" schwärmt das Festival auf die kleinen roten Teppiche vor den Bezirkskinos aus. So hatte auch das Kino Union in Friedrichshagen seinen großen Berlinale-Moment mit dem neuen Andreas Dresen Film "Als wir träumten" und Kinopate Henry Hübchen.
Die Bölschestraße mit ihren breiten Fußwegen wird auch "Der Kudamm des Ostens" genannt, und auch wenn Geschäfte wie der Asia-Imbiss einen eher handfesten Charme versprühen, 7m Bölschestraße vor dem Kino Union sind hell erleuchtet, mit rotem Teppich ausgelegt und haben den Stammgästen der Raucher-Sportsbar nebenan schon Rätsel aufgegeben ...
Im Kinofoyer nebenan mit langem schmalen hauseigenen Bistro ist unterdessen das Gedränge groß. Die Vorstellung ist ausverkauft, Schmiddi, der seit acht Jahren Flmvorführer im Union ist, reißt freundlich und beflissen die Karten ab.
Kerstin und Mark wohnen 400 Meter vom Kino entfernt. Seit vor sechs Jahren ihre Zwillinge Linda und Martha auf die Welt kamen ist die Berlinale am Potsdamer Platz so richtig weit von ihnen weggerückt, heute feiern sie Babyphone-Premiere.
Im Foyer Platz genommen mit zwei großen Pilsbieren und einer Tüte Popcorn haben jetzt auch Renate und Egbert Beyer. Was hier heute los ist, wussten sie nicht, aber Henry Hübchen ist ihr Star: "Den kennen wir vom 'Hai-Alarm am Müggelsee' - da war er der Bürgermeister, den hätten wir auch gerne hier als Bürgermeister."
Und da kommt der Bürgermeister aus dem Leander-Hausmann-Film "Haialarm am Müggelsee", der im Kino Union ein ganzes Jahr lief.
Matthias Stütz, der Kinobetreiber, steht in grüner Trainingsjacke zufrieden lächelnd neben all dem. Sein Kino, das er vor zwölf Jahren nach dem es fünf Jahre leer stand übernommen hat, läuft gut, so gut, dass innerhalb des nächsten Jahres ein Anbau fertig wird und zu dem alten historischen Saal 1, Saal 2 und 3 eröffnet werden.
Und während Matthias Stütz im Foyer fast 30 Menschen wegschicken muss, schwärmt Henry Hübchen drinnen auf der Bühne von Andreas Dresen, dessen Film wir gleich sehen: "... ein Glücksfall für's deutsche Kino ..."
Und dann geht sie los, die Romanverfilmung "Als wir träumten" der Nachwendegeschichte über Jugendliche in Leipzig von Clemens Meyer. Die frühe 90er-Ost-Ausstattung des Films passt wie die Faust aufs Auge zum braun-gefleckten Linoleum-Boden des alten Kinos.
Und draußen im Foyer wischt Wiebke Noak, die Bistrochefin schon mal den Tresen ab, macht alles schickt für morgen früh, da ist die Berlinale im Kino Union zwar vorbei, aber das Alltagsgeschäft geht weiter ...