- Großes Kino: Werner Herzog

Es ist lange her, dass der große wilde Autorenfilmer und Filmfanatiker Werner Herzog hier auf der Berlinale vertreten war - Mit "Queen of the Desert" und Nicole Kidman in der Titelrolle hat er sich in diesem Jahrgang mit einem starbesetzten Wüstenepos zurückgemeldet. Alexander Soyez hat Werner Herzog zum Interview getroffen.

Bescheidenheit ist eine Zier für Werner Herzog. Daran lässt er kaum einen Zweifel - wenn er über seine Arbeit, sein Werk und seinen neusten Film "Queen of the Desert" spricht. Was ich mache sind letztlich bayerische Filme, das sind alles Filme, die außer mir nur König Ludwig II. hätte machen können."

Das mag ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen sein - und ob der Schlossbauer und Wagnerförderer wirklich ein geeigneter Vergleich ist, das ist noch eine andere Sache. Was Herzog damit meint ist, dass er kann, was andere nicht können, sich Dinge traut, die sich andere nicht trauen und sogar dafür sorgen kann, dass Nicole Kidman eine richtig gute Schauspielerin ist - in seinem Film - als "Queen of the Desert".

"In zehn Jahren habe ich nichts von dem Kaliber bei einer schauspielerischen Leistung gesehen, in keinem Film, von keiner Schauspielerin." Sie sei einzigartig, "mindestens für ein Jahrzehnt".

Als Gertrude Bell von Arabien zeigt Herzog sie, wie sie die die arabische Welt entdeckt, Anfang des 20. Jahrhunderts  - und wie sie zu einer der wichtigsten Stimmen bei der Neuordnung des Nahen Ostens nach dem Ersten Weltkrieg wird. Sie habe fünf, sechs Sprachen fließend gesprochen und Lyrik aus dem persischen Mittelalter ins Englische übersetzt, so Herzog. Sie habe als Archäologin und Fotografin gearbeitet, sie sei Abenteurerin und Politikerin gewesen, sehr vielschichtig. Wobei man davon eigentlich weniger sieht, dafür mehr Wüstenromantik  - und die zwei großen und unglücklichen Lieben ihres Lebens. "Das ist Neuland für mich, es ist aber nie kitschig."

Und es ist das erste Mal, dass Werner Herzog eine große weibliche Heldin in einem seiner Filme zeigt. "Und ich schau' auf einmal hin: Ja völlig richtig! Und ich dachte mir: Mein Gott, warum habe ich nicht schon viel, viel früher Filme auch über weibliche Hauptfiguren gemacht  - weil ich weiß, ich bin da auch gut."

Kurz gesagt - im Interview erfährt man von Werner Herzog, wie gut, wie einzigartig Werner Herzog ist - und beim Rausgehen aus dem Interview noch, dass sich die Berlinale ihn sich viel zu lange hat entgehen lassen: "1967 oder 1968 habe ich "Lebenszeichen" gezeigt – und der hat eine Silbernen Bären gewonnen. Das ist aber fast ein halbes Jahrhundert zurück und seither hat die Berlinale alles abgelehnt: "Aguirre", "Fitzcarraldo", "Kaspar Hauser" - wollten sie alles nicht haben..."