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Dreizehn Minuten zu spät explodierte 1939 die Bombe von Georg Elser und verpasste Adolf Hitler und die NS-Führungsriege. Oliver Hirschbiegel ist mit seinem neuen Film "Elser" nach Deutschland zurückgekehrt und stellt ihn am Donnerstag außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale vor. Alexander Soyez hat mit ihm gesprochen.
Es ist tatsächlich schon über ein Jahrzehnt her, dass Oliver Hirschbiegel einen deutschen Kinofilm gedreht hat. Nach seinen Erfolgen mit "Das Experiment" und vor allem mit "Der Untergang" sah es ganz nach Internationaler Karriere für ihn aus.
Doch sowohl sein unglücklicher Hollywood-Ausflug "Invasion" kurz danach als auch seine Diana- Biographie vor zwei Jahren liefen gut. "Elser" ist nun Hirschbiegels Rückkehr zu dem, was ihm am meisten liegt und in die deutsche Kinolandschaft:
"So sehr es mir gefiel, im Ausland in Englisch zu drehen, so sehr habe ich immer gesagt, dass ich sofort wieder was auf Deutsch drehen werde, denn die deutsche Sprache ist ja faszinierend. Aber es kamen erstaunlich wenige Angebote, und immer wieder die Ansage, dass ich da jetzt draußen sei und viel zu viel Geld verdiene. Das hat mich teilweise auch geärgert."
Mit "Elser" und dem jungen Christian Friedl in der Hauptrolle hat sich Oliver Hirschbiegel auf die Spuren von Georg Elser gemacht, der mit seinem Attentat 1939 den Krieg verhindern wollte:
Oliver Hirschbiegel: "Das Reizvolle an der Figur ist, dass sie bedingt immer ein Rätsel bleiben wird. Denn Elser ist so ungewöhnlich und steht so einzeln da, dass er 1938 sagt, 'das wird in eine Katastrophe münden, und das muss verhindert und beendet werden'. Er war ein Mann, der keinerlei akademische Ausbildung hat und vom Land kommt, der hoch intelligent ist, dass dieser Mann ohne irgendwelche politischen Hintergedanken aus sich heraus sagte, 'das geht nicht'."
13 Minuten zu früh aber verließ Hitler den Bürgerbräukeller in München und Hirschbiegel glaubt, dass Elsers Anschlag tatsächlich sein Ziel erfüllt hätte, wenn er geglückt wäre.
Oliver Hirschbiegel: "Die entscheidenden Köpfe - inklusive Hitler - wären weg gewesen, und die Wahrscheinlichkeit, dass dann noch ein Zweiter Weltkrieg stattgefunden hätte, ist relativ gering. Den Frankreich-Feldzug hätte sie vielleicht noch durchgezogen - der sollte am nächsten Tag besprochen werden."
Nach Werner Herzog, Andreas Dresen, Sebastian Schipper und Wim Wenders ist Oliver Hirschbiegel der fünfte deutsche Regisseur, der seinen Film Wettbewerb der Berlinale zeigt und sich hier auch wirklich Willkommen fühlt.
Oliver Hirschbiegel: "Man spürt eben aus der Umgebung, dass die Leute einen unterstützen - Andreas Dresen hat mir das auch erzählt. Das ist wirklich eine Welle von Liebe und Zuneigung, dass wir hier alle präsent sind und Filme zeigen dürfen."
Und dann ist die Berlinale - neben einer Bühne für seinen neuen Film - vor allem auch noch ein perfekter Treffpunkt für ihn.
Oliver Hirschbiegel: "Berlinale ist immer ein bisschen wie Kindergeburtstag, weil man so viele Freunde und Kollegen trifft, zumal aus Deutschland, wo ich so lange nicht da war, aber auch aus dem Ausland. Teilweise sind die Partys auch ausschweifend und anstrengend."