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Mit einem großen Staraufgebot ging die Berlinale in die zweite Woche, Natalie Portman und Christian Bale waren da, Robert Pattinson zog die jungen Fans an den Potsdamer Platz und Helen Mirren sorgte am Montagabend bei der Premiere ihres neuen Films "Woman in Gold" für Starglanz im Friedrichstadtpalast. Alexander Soyez hat sie zum Interview getroffen.
Seit Helen Mirren die Queen gespielt hat, umgibt sie eine gewisse Aura - so als wäre der späte Oscar eine Art Adelstitel für die als Mironova in London geborene Tochter russischer Einwanderer.
Mit ein bisschen Koketterie weiß sie allerdings immer wieder darauf hinzuweisen, dass sie alles andere als eine echte Lady und früher mal ein recht wildes Ding war. Sogar mit einem kleinen Tatoo aus einer Zeit, als nur Hells Angels und Seeleute sich tätowieren ließen. Sie sei schlicht und ergreifend völlig betrunken gewesen. In einem Indianerreservat in Minessota, verrät sie. Eine kleine Anekdote, die eigentlich so gar nicht zu ihrer Rolle in "The Woman in Gold" passt, den sie auf der Berlinale in der Special Reihe vorstellt.
Mit perfekt gelungenem Englisch mit deutschem Akzent spielt sie Maria Altman, die Nichte von Adele Bloch-Bauer, der Adele also, die man auf Gustav Klimts Bild "Goldene Adele" sehen kann.
In einer Mischung aus Gerichtsthriller und Holocaustdrama erzählt "Woman in Gold" die wahre Geschichte, wie Maria Altman und ihr Anwalt fast ein Jahrzehnt lang gegen die österreichische Regierung kämpfen mussten, bevor ihr das von den Nazis geraubte Gemälde tatsächlich zurückgegeben wurde. Wichtig war Helen Mirren, Maria Altman so glaubhaft wie möglich darzustellen, um ihre Geschichte zu erzählen.
Glücklicherweise, so Mirren, gibt es eine Dokumentation über Maria Altman, die sie geradezu studiert habe für diesen Part. Maria habe eine große Würde ausgestrahlt. Sie sei trotzdem sehr lebendig gewesen, habe einen wundervollen trockenen Humor gehabt vor ihrem Tod vor ein paar Jahren. Aber eben auch diese tiefe und weise Sicht auf die Welt - eine gewisse Reserviertheit, die definitiv aus den einschneidenden Erfahrungen ihres Lebens herrührte, so Mirren, den Erlebnissen als junge Frau nachdem die Nazis in Österreich einmarschiert waren.
Diese Zeit wird in Rückblenden im Film gezeigt - die Schikanen, die Angst und schließlich Maria Altmans Flucht nach Amerika, bei der sie ihre Eltern und Freunde und Verwandte zurücklassen musste. Auch diese Erfahrungen gehören zu Mirrens Rolle dazu und sie gesteht, dass sie dieser Vergangenheit nie wirklich gerecht werden konnte im Film - einfach weil es unmöglich war.
"Komischerweise war es einfacher, mich in die Queen als in Maria hineinzuversetzen," sagt Mirren. Die Erinnerungen, das, was sie früher durchgemacht haben muss, das sei einfach nicht nachzuvollziehen. Einer Generation anzugehören, die ihre Väter, Mütter und Geschwister verloren haben, ihre gesamte Familie. Einer Generation, die sich allein durchschlagen musste. Das ist für mich unfassbar und selbst es nur zu spielen, sei eigentlich fast unmöglich, so Helen Mirren.