- Großes Kino: Andreas Dresen

Heute am Montag läuft der zweite deutsche Beitrag im Wettbewerb: Andreas Dresens Coming-of-Age-Wendedrama „Als wir träumten“. In einer Co-Produktion mit dem rbb verfilmte Dresen den gleichnamigen Roman von Clemens Meyer. Alexander Soyez hat Andreas Dresen zum Interview getroffen.

Man merkt ihm die Aufregung an, ob bei einer kurzen Begegnung am Potsdamer Platz, oder im Interview ein paar Tage vor der Berlinale. Klar ist er ein alter Hase, aber Abgebrühtheit gibt es bei ihm trotzdem genauso wenig wie Routinekino. Schon gar nicht bei seinem neuen Film „Als wir träumten“.
Dresen: "Ich bin sehr gespannt, wie das Publikum reagiert. Endlich. Wir haben jahrelang an diesem Film gearbeitet und jetzt will ich endlich mal wissen, ob das funktioniert, was wir uns da ausgedacht haben - gerade, weil der Film anders ist als meine anderen Filme davor."

HANDOUT - Die Schauspieler Marcel Heupermann, Julius Nitschkoff, Frederic Haselon, Merlin Rose und Joel Basmann in einer Szene des Films «Als wir träumten». Foto: dpa
Bild: Rommel Film;Pandora Film


Grund zur Nervosität hat Dresen nicht. So wie seine Filme immer menschlich und würdevoll waren, so wurde ihnen und ihm immer mit großem Respekt und Anerkennung begegnet. Aber „Als wir träumten“ ist tatsächlich mal ein völlig anderer Dresen - eine wilder Film über die großen Träume und zerstörten Hoffnungen von ein paar Jungs im Leipzig kurz nach der Wende.
Dresen: "Ich denke auch selber, dass das mein wildester und kräftigster Film ist. Mit den stärksten Kontrasten. Das liegt in der Natur der Sache - und im Roman. Auch in der Bosheit, die einen da teilweise anspringt und die mich sehr gereizt hat. Die anderen, netteren Töne gibt es aber ebenfalls. Ich mochte die Jungs von Anfang an, weil man bei ihnen manchmal auch diese Fürsorge und Zärtlichkeit spürt. Man merkt, dass in diesen rauen Jungs ein weiches Herz schlägt. Diese Seiten wollte ich auch erzählen, ohne aber auszusparen, dass die Umstände ziemlich harte Umstände sind."

Natürlich ist der Film ein Blick zurück auf die Jugend, auf die Erfahrungen der dritten Generation Ost, die den Mauerfall als Jugendliche erlebt haben - Was ihn besonders an dem Buch gereizt hat war, dass diese Geschichte trotzdem so ideologiefrei daherkommt.
"Dass es eben nicht um Stasiverwicklungen und ähnliches geht, sondern dass hier eine Generation beschrieben wird, die diese Zeit als Chance begreift und die Welt um sie herum herausfordert. Auf unverschämte Art und Weise. Das ist das Privileg der Jugend, Regeln zu brechen, wobei es mir auch nicht gefallen würde, wenn jemand meine Rückspiegel abreißt. Aber das ist Teil der Revolte und die ist zwingend. Mir gibt es manchmal viel zu wenig Revolte, so als wenn wir schon in der besten aller möglichen Welten leben würden."

"Als wir träumten" ist Andreas Dresens Film, aber es ist nicht seine Geschichte, denn seine Erfahrungen in  dieser Zeit waren ganz andere als die junge Wildnis, die er zeigt:

Dresen: "Eigentlich irrsinnig toll. In Berlin sind illegale Clubs reihenweise aufgetaucht. In Leipzig auch. Diese ganze Undergroundkultur ohne jede Genehmigung. Das war schon eine irre Zeit. An mir persönlich ist das allerdings eher vorbeigegangen. Die erste Hälfte der 90er war bestimmt keine Zeit großer Träume für mich. Eher die Zeit als ich ‚räumte’."

Die Berlinale im rbb

Das war die Berlinale 2015 im Inforadio

Die 65. Berlinale ist Geschichte - am Samstag wurden die Bären verliehen. Der Hauptpreis ging an den iranischen Film "Taxi" des regimekritischen Regisseurs Jafar Panahi. Bei den Filmfestspielen gab es mehr als 400 Werke aus aller Welt zu sehen - und Inforadio war mittendrin! Hier können Sie noch einmal nachlesen und nachhören, welche Filme bei unseren Kritikern besonders gut ankamen und welche Stars sich auf dem Roten Teppich die Ehre gaben.