Di, 10.02.2015 - "Under Electric Clouds"
Der Film von Alexey German jr. ist der einzige russische Wettbewerbsbeitrag der 65. Berlinale. Kofinanziert von der Ukraine und Polen bewegt sich dieser außerdem vom russischen Staatsfernsehen und vom Kulturministerium finanzierte Film fern ab von direkten Kommentaren zur aktuellen Situation - auf einer surrealen Ebene.
Germans jr Film ist ein Blick zurück in die Zukunft, eine Zukunft, die irgendwie unvollendet wirkt - und gleichzeitig schon wieder zu verfallen scheint. Denn die Landschaft, über die sich die Titel gebenden elektrischen Wolken als diffuse Dunstschwaden legen, sie ist eine bizarre Brache - eine verlassene Baustelle, auf der Rohbauten wie gespenstische Gerippe gen Himmel ragen, daneben riesige Pferde- und Lenin Skulpturen.
Es ist kalt dort in dieser apokalyptischen Ebene, auf denen die Menschen so verloren wie ziellos umherlaufen - und die Zeit ist offensichtlich relativ. Mal ist von den 90er Jahren die Rede mit aufstrebenden Kapitalisten, dann von Roboter gestützten Leben der späten 2010er Jahre. Menschen, die in einer Szene den Tod fanden, begegnen uns in der nächsten als Wiedergänger - ob das nun ein Traum ist, oder real, ob von dieser oder einer anderen Welt, das bleibt offen.
130 Minuten entführt uns der Regisseur in eine Art Zwischenreich mit Metaphern beladenen, oft überladenen Bildern und Dialogen.
Ein Architekt erzählt im Angesicht dieser trostlosen Baustelle von seinen edlen Entwürfen, ein Mann im Husarenkostüm führt eine Gruppe Chinesen durch ein imaginäres Museum, das eine Vergangenheit bewahren will die doch längst verfallen ist.
Hoch symbolisch und mitunter sehr pathetisch stellt German seine Fragen nach dem, was wert ist und was zählt, was bleibt und was kommen wird - und gibt mit seinen trostlosen Bildern eine ziemlich triste Antwort: Es wird immer neue Zeiten geben, und sie werden immer so kompliziert sein wie die alten.
Die Erkenntnis, dass man letztlich gefangen ist im nie Fertigen und schon Zerstörten - das ist es, was Germans Film faszinierend macht. Und gleichzeitig langweilt. Denn immer wieder wirkt das Ganze auch einfach künstlich konstruiert und abgehoben in seiner zwar perfekten, aber doch auch altbacken surrealen Bildsprache.
"Under Electric Clouds" von Alexey German jr ist eher zwiespältig.