-
"Gone With The Bullets hört sich nach Westernmovie, oder zumindest einem sehr bleihaltigen Film an, aber es ist der Titel des chinesischen Wettbewerbsbeitrages der Berlinale, der am Mittwochabend Premiere feierte.
Nein – "Gone With The Bullets" ist kein Eastern, auch kein chinesischer Unterweltkrimi. Jiang Wens Film entführt vielmehr ins Schanghai der 1920er Jahre in eine blühende Metropole, quirlig glitzernd, zwischen den Nachwehen des Bürgerkrieges und sich ankündigenden Veränderungen, zwischen westlichem beeinflusster Boomtown und Tradition.
Hier begegnen wir Ma Zouri, einem Aristokraten, der sich in der frisch gegründeten Republik als Hochstapler durchschlägt und gemeinsame Sache macht mit seinem Polizistenfreund. Zusammen hauen sie das Geld eines reichen Generalsspross auf den Kopf und organisieren einen Schönheitswettbewerb für Prostituierte aus aller Herren Länder. Die Gewinnerin vermittelt Ma an alte großzügige Männer, wobei sie ihn heftig – und er sie auch irgendwie - liebt.
So weit so schräg der Plot, der sich anfangs in turbulentem Tempo, in quietschbuntem Design als schön schräge Komödie anbahnt, aber dann zum sinnfreien Quatsch entwickelt. Da helfen auch ein perfekt gestyltes Set, viel Glamour Glitter nicht - genauso wenig die herrliche Dreistigkeit, mit der sich Regisseur Wen überall bedient: Verdi, Puccini, Gershwin, chinesische Oper, Samurai, Hitler, Hakenkreuz, eine Mondfahrt im Opiumrausch, Comic und Sadomaso.
Alles wird wie in einem riesigen Shaker zusammengemixt und kommt verquirlt und verquast wieder raus, dass jeder Esprit verflogen ist und nach 120 quälend langen Minuten fragt man sich: Was soll mir dieser Film sagen, was hat er im Berlinale Wettbewerb zu suchen? Dass die bewegte Geschichte Chinas in einem hintersinnigen Genremix gespiegelt wird, wie einem das Presseheft verspricht, davon ist jedenfalls nichts zu sehen – schade. Ist doch das Schanghai der 20er 30er Jahre eine Stadt, die es lohnen würde zu entdecken, eine Stadt mit vielen Einflüssen, in der viele europäische Juden Zuflucht fanden, eine Stadt im Aufbruch am Beginn einer ungewissen Zukunft. Doch der Film vermittelt nicht mal eine Ahnung davon.
"Gone With The Bullets" von Jiang Wen - einfach ärgerlich.