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Der Film "Il gesto delle mani" handelt von Handgriffen und Handbewegungen, ausgeführt in einer alten und traditionsreichen Bronzegießerei in Mailand. Reiner Veit kann diesen ungewöhnlichen Film der Berlinale-Sektion Forum sehr empfehlen, nicht zuletzt weil er mit seiner wohltuenden Ruhe einen schönen Gegenpol zur sonstigen Berlinale-Hektik darstellt.
Am Anfang sehen wir einen Künstler, der mit Wachsplatten die Figur eines liegenden Hundes formt. Über die Konstruktion unter dem Wachs, falls da was ist, erfahren wir nichts.
Aber - und das erfahren wir, je länger der Film dauert - die wahre Kunst des Bronzegießens ist kein Verdienst eines Künstlers sondern die Kunst der Handwerker und Arbeiter. Jener Männer, deren 'gesto delle mani' wir zusehen - ohne viel zu verstehen.
Wie Röhrchen aneinandergeklebt und mit der Hundefigur verbunden werden, wie Schicht auf Schicht, Lehm, Schlamm, Schlacke oder was auch immer aufgetragen wird - bis aus dem liegenden Hund eine Art Tonne geworden ist. Dann die Vorbereitungen zum eigentlichen Bronzeguss. Das Abkühlen, das Warten. Die Neugier, ob der Bronzeguss auch aus einem Guss und gut geworden ist?
All diesen einzelnen Schritten wohnt der Kinogänger bei - ohne zu wissen, was da grad passiert. Aber das, was die Arbeiten, die die Männer in der Bronzegießerei da machen, all die Abläufe, die sind archaisch und haben sich seit der Gründung der Gießerei vor 100 Jahren nicht verändert. Das sehen wir auf Fotos oder alten Filmen.
Es ist eine unglaubliche Ruhe, die von "Il gesto delle mani" ausgeht - das liegt auch an den Arbeitsabläufen, die wir betrachten. Sie werden mit Ruhe und Bedacht ohne Hektik und Hast ausgeführt. Konzentriert und geduldig. Und das färbt auf den Zuschauer ab.
Ich - Reiner Veit - habe diese anderthalb Stunden Auszeit von der Hektik der Berlinale sehr genossen - und später im Internet über das nachgelesen, was ich im Film zu sehen bekam.