- Berlinale-Wettbewerb: "Body"

Als polnischer Beitrag mit Elementen der schwarzen Komödie, um von der Schwierigkeit zu erzählen, den Verlust geliebter Menschen zu verarbeiten. Es geht um die Angst vor Nähe und die Sehnsucht danach, um die Bestrafung des eigenen Körpers aus Seelennot und um die Flucht in die Esoterik. 

Das war mal ein richtig guter Film. Genau genommen eine kleine Geschichte zwischen Menschen mit großen Verletzungen, die mit leisem Witz und Sinn für Verstörung erzählt ist. Und bei der am Ende sich wirklich etwas verändert hat: die Sprachlosigkeit zwischen Vater Janusz und Tochter Olga ist überwunden.

Schon die erste Szene verrät, dass hier mit dem Übersinnlichen gespielt wird: ein Selbstmörder wird am Ufer der Weichsel vom Baum geschnitten, und während sich die Beamten noch unterhalten, steht er auf und geht davon.

Weniger vom Tod als von der Schwierigkeit loszulassen handelt dieser Film. Der Vater ist als Untersuchungsrichter mit grausamen Verstümmelungen konfrontiert, die Tochter leidet an Bulimie. Und in der Wohnung stehen immer noch die Habseligkeiten der Mutter herum, die jetzt schon eine Weile tot ist. Dann gibt es da noch eine Therapeutin der Tochter, die von sich behauptet, ein Medium zu sein und Kontakt zu den Toten zu haben. Und die um sich eine Fangemeinde versammelt.

Zu keinem Zeitpunkt denunziert der Film seine Figuren, auch da nicht, wo sie Seltsames von sich geben. Die Skeptiker werden auf eine harte Probe gestellt: wieso tropft dauernd der Wasserhahn und wenig später erfahren wir von einem Wasserrohrbruch auf dem Friedhof? Und auch ansonsten scheint es zu spuken. Wenn das Klischee sich zu erfüllen droht, wenn skeptischer Vater, gelangweilte Tochter und fanatische Therapeutin Anna um den runden Tisch zur spiritistischen Sitzung versammelt sind, dann löst sich endlich der Knoten. Wie, wird nicht verraten.

Was ich auf der Berlinale in diesem Jahr noch zu selten erlebt habe, hier passiert es: Ich ertappe mich dabei, dass ich - Story hin oder her - den Darstellern einfach gerne in ihre Gesichter schaue, dem unrasierten Janusz, wie er sich mit Arbeit betäubt, der Tochter, die sich zwingt, die zu Brei zerquirlten Nudeln und Brote im Krankenhaus doch zu essen.

Und auch die merkwürdige, streng verkapselte Anna ist mehr als eine Witzfigur, etwa, wenn sie ihre alte Mutter besucht und ihr mit einem Foto aus einer fremden Todesanzeige vorschwindelt, ihr Sohn sei nicht vor acht Jahren als Baby gestorben. Diese Anna wird begleitet, leider nur zu Beginn des Filmes, von einem kalbgroßen Hund, der so schön melodisch schnaufen kann, dass er alleine dafür einen Bären für die markanteste Nebenrolle verdient hätte. Body, der Wettbewerbsbeitrag aus Polen.