- "Cha và con và - Unsere sonnigen Tage" und "Cinderella"

Barbara Wiegand hat sich die Wettbewerbsfilme des letzten Festivaltages angeschaut und die führten sie nach Vietnam und in die Welt der Märchen.

"Cha va con va - Unsere sonnigen Tage von Phan Dang Di"

Der erste Wettbewerbsfilm des 13. Februars war "Cha va con va - Unsere sonnigen Tage" von Phan Dang Di. Der Film spielt in den 90er Jahren mitten in Saigon - und in den tiefen Wäldern des Mekong Deltas. Erzählt wird die Geschichte des jungen Vu, der seine Homosexualität entdeckt. Sicher, Di ist nicht der erste Regisseur, der die Story eines Coming Outs zum Sujet eines Films macht - aber er erzählt diese Geschichte in bestechend einfühlsamen Bildern, mit feinem Blick für kleinste Details. Ja, es ist ein fast fotografischer Blick, mit denen der Regisseur Situationen festhält, nicht gerichtet aufs Sensationelle, sondern auch für vermeintliche Nebensächlichkeiten.

 

Dazu passt, dass die Hauptperson des Films, Vu, Fotograf ist, bzw. werden will. Mit der vom Vater gekauften Kamera zieht er durch die Straßen Saigons, durch die Fabrik, in der seine Freunde arbeiten, den Club, in dem sein Freund Barkeeper und Drogendealer ist, die Straßen, in denen ein anderer auf der Gitarre spielt.

Durch das Visier von Vus Kamera hindurch entdecken wir mit ihm die Körperlichkeit der Männer, hier eine Schulter, da eine Rückenlinie in Bewegung - aber auch die Stadt, in der er und seine Freunde sich irgendwie durchschlagen, als fliegende Händler, als Stripperin, die eigentlich Ballett-Tänzerin ist. Wir entdecken die Stadt und ihre belebten wie zwielichtigen Ecken, mit ihrer Brutalität, die sich immer wieder urplötzlich Bahn bricht.

Und das Dorf im Mekong Delta, wohin sich Vu und seine Freunde flüchten, mit seiner archaisch tradierten Ordnung, die kaum Raum lässt fürs Anderssein, wo wackelige Stege auf Boote und über den sumpfigen Untergrund des undurchdringlichen Dschungels führen - und die Natur in ihrer Verworrenheit die vagen und gewagten Gefühle widerspiegelt.

Sicher, vor allem zum Ende hin zerfasert der Film etwas, bedient unnötigerweise doch Klischees - dennoch ist "Cha va con va" insgesamt eine intensive Erzählung von der Liebe zwischen Männern, zwischen Menschen überhaupt, vom Leben in Vietnam….

Cinderella

Das Festival geht dem Ende zu, viele Filmkritiker sind schon abgereist, die die ausgeharrt haben, haben schon kleine Augen - da ist meistens Unterhaltung angesagt. Auf dem Programm stehen Komödie, Comics, oder, wie in diesem Jahr - ein Märchen. Kenneth Brannagh - seines Zeichens Shakespeare Experte hat sich der Geschichte vom Aschenputtel angenommen.

Er macht das Mär vom jungen Mädchen, das mit einer bösen Stiefmutter, die mit sichtlichem Spaß an der Rolle von Cate Blanchett gespielt wird, und zwei fiesen Stiefschwestern geschlagen ist, das mit zauberhafter Hilfe seinen, den einen Prinzen findet zu einer Bonbon bunten Fantasie, im ironisch kitschigen Disney Style.

Wobei Branagh sich nicht auf die hierzulande bekanntere Überlieferung der Gebrüder Grimm bezieht, sondern auf die französische Variante von Charles Perraults "Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre" - Aschenputtel und der kleine Glasschuh.

Das bedeutet, dass Cinderella hier statt güldener Pantoffeln gläserne Schuh trägt zur blauen Robe, dass statt eines weißen Vogels im Haselnussbaum eine Fee aus dem zur Dienstmagd degradierten Mädchen eine Prinzessin macht, dass es Mäuse gibt, die zu edlen Schimmeln werden, ein Kürbis, der Kutsche wird und diese Verwandlungen sind wirklich ein großer Spaß auf der Leinwand.

Grandios ist der Film auch wegen einer herrlich überdrehten Helena Bonham Carter als guter Fee. Sonst allerdings ist "Cinderella" allerdings eher konventionell inszeniert – nett, und ganz unterhaltsam, aber auch nicht mehr.

Die Berlinale im rbb

Das war die Berlinale 2015 im Inforadio

Die 65. Berlinale ist Geschichte - am Samstag wurden die Bären verliehen. Der Hauptpreis ging an den iranischen Film "Taxi" des regimekritischen Regisseurs Jafar Panahi. Bei den Filmfestspielen gab es mehr als 400 Werke aus aller Welt zu sehen - und Inforadio war mittendrin! Hier können Sie noch einmal nachlesen und nachhören, welche Filme bei unseren Kritikern besonders gut ankamen und welche Stars sich auf dem Roten Teppich die Ehre gaben.