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Marie Brice Degny lebt seit anderthalb Jahren in Deutschland und wird hier zur Krankenpflegerin ausgebildet. Ursprünglich kommt sie von der Elfenbeinküste. Dorthin möchte sie auch wieder zurück, denn sie vermisst in Berlin die afrikanische Ausgelassenheit. Die findet sie nur beim Singen: im Akwaba Gospel Chor.
Der "Akwaba-Gospelchor" probt alle zwei Wochen in einem Gemeinderaum des Dominikanerklosters St. Paulus, an der Turmstraße, in Berlin-Moabit. Acht Sängerinnen und Sänger aus Westafrika stehen im Halbkreis und wiegen sich im Rhythmus zu einem Gospel aus der Elfenbeinküste.
Der Chor probt für einen Auftritt auf einer Hochzeit und für sein Jahreskonzert in der St. Pauluskirche. Mittendrin die 33-jährige Marie Brice Degny: Sie ist zierlich, trägt Afrozöpfe und einen bunten Strickpulli. Beim nächsten Stück, einem Zulu-Gospel aus Südafrika, guckt sie kurz hoch zur Decke und konzentriert sich, denn sie hat einen Solopart.
"Singen ist meine Leidenschaft"
"Das ist für mich eine Freude", erzählt sie. "Singen ist für mich eine Leidenschaft. Wie tanzen auch. Beim Singen tanzen wir auch. Hier in Berlin fühle ich mich integriert. Das ist wie in meinem Land."
In ihrem Land, der Elfenbeinküste, hat Marie Brice selbst einen Gospelchor geleitet, sie hat Germanistik studiert. Seit anderthalb Jahren ist sie in Deutschland und macht in Berlin eine Ausbildung zur Altenpflegerin.
Durch den Gospelchor, den sie vor wenigen Monaten entdeckt hat, hat Marie Brice Afrikaner kennengelernt. Das war auch sehr wichtig, sagt sie, denn sie hat in Berlin oft Heimweh: "Nach der Ausbildung möchte ich zurück nach Hause. Meine Eltern, meine Schwester, alle sind dort. Ich vermisse auch diese Stimmung, denn hier in Deutschland sind die Leute sozusagen ein bisschen kalt. Zurückhaltend."
"Ich vermisse die Stimmung"
Marie Brice kann sich nur schwer daran gewöhnen, dass sich in Deutschland alle Menschen in ihre Wohnungen zurückziehen und die Türen zumachen. In Westafrika findet das Leben draußen auf der Straße statt, überall sind spielende Kinder: "Wir leben zusammen, mit guter Stimmung, Lächeln, all so was. Ich vermisse das wirklich."
Immerhin kann sie diese Stimmung ein bisschen fühlen, wenn sie mit ihren Sängerkollegen zusammen ist oder wenn sie in die Berliner Afroshops geht, um Lebensmittel einzukaufen. Marie Brice vermisst die Elfenbeinküste, vorerst ist der Akwaba-Gospelchor ihre Heimat.