
Fr, 08.08.2014 - Bürger gärtnern selbst
Ohne ehrenamtliches Engagement wäre Berlin längst nicht mehr so schön grün. Das zeigt sich zum Beispiel im Großen Tiergarten, wo "Der Steppengarten - die Duftwüste" verwahrloste - bis sich engagierte Bürger in Absprache mit dem Grünflächenamt Mitte kümmerten.
2000 Hektar, sanft abfallend zum Venusbecken, so liegt der Steppengarten zwischen alten Bäumen da. Federgräser wehen im Wind, Sonnenhut leuchtet golb-gelb, neben Lavendel, Astern und Prachtkerzen. Zwischen den Stauden arbeiten zwei Männer und zwei Frauen. Studierte, promovierte Gartenspezialisten, die eigentlich viel zu tun haben in ihren Berufen.

Dennoch treffen sie sich seit Jahren jede Woche hier, um den Steppengarten davor zu bewahren, zum Wüstengarten zu werden sagt der Landschaftsarchitekt Bernd Krüger:
"Als Landschaftsarchitekt weiß ich, dass man sehr viel mehr hier für Berlin machen kann als eine Wüste und deshalb war es für uns auch als Berufsstand wichtig zu zeigen, was man machen kann an diesem Ort."

2009 wurde der Garten neu bepflanzt, danach passierte nichts mehr, meint die Landschaftsarchitektin Gabriele Holst. Also nahmen sie die Sache selbst in die Hand, investieren Zeit und Geld in die Pflege des Steppengartens: "Wir hatten uns eigentlich vorgenommen das nur zwei Jahre zu machen, um einen Grund reinzubekommen, damit das Amt das dann weiter machen kann. Aber wir werden wohl noch ein paar Jahre länger dran sitzen. Wir würden uns dabei mehr Unterstützung vom Amt wünschen, aber vielleicht kommt das ja noch."
Eine Sisyphosarbeit im stark besuchten Tiergarten, wie sich vor zehn Tagen wieder zeigte, als Schatzsucher der Twitter-Aktion Hidden Cash auf der Suche nach Geld den Steppengarten zertrampelten. Doch Spaziergänger bleiben auch immer wieder bewundernd vor dem Gärtchen stehen, genießen den Duft und die Farben.

Für Gabriele Host ist das Motivation genug, jeden Freitag ab 14:30 die Schippe zu schwingen und jeder ist eingeladen mitzuhelfen, Vorkenntnisse sind nicht nötig: "Sie brauchen vor allem Freude daran. Das ist wichtig, dass Sie Freude daran haben, mit Pflanzen umzugehen, vielleicht auch, sich ein bisschen körperlich zu betätigen, aber es ist nicht so, dass man sich hier aufrauchen müsste."
Eine Möglichkeit, sich für das Grün dieser Stadt einzusetzen, damit es nicht bei Heckentopfschnitt und Raspelrasen bleibt.