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Unser Wissenschaftsredakteur Thomas Prinzler ist nach wie vor auf Forschungsreise in Südafrika. Heute berichtet Thomas Prinzler aus einer der bekanntesten Städte des großen Landes, bekannt aus der Zeit des Widerstands gegen die Apartheid. Und bekannt für zwei äußerst prominente Bewohner.
Es gibt keine Straße in der Welt, in der zwei Friedensnobelpreisträger wohnten – außer in Soweto, 12 Kilometer vom Zentrum Johannesburg entfernt. Am unteren Ende der Vilakazi-Street wohnte Erzbischof Desmond Tutu, weiter oben ist Nelson Mandelas Wohnhaus, heute wie das von Bischof Tuto ein Museum. Dachte ich an Soweto, hatte ich Wellblech- und Holzhütten in Erinnerung, Straßenschlachten der Apartheid-Polizei gegen die Bewohner der Township.
Zwar gibt es diese Elendssiedlungen am Rande der 3 Millionen-Metropole noch, doch überraschte mich, dass Soweto heute vielfach aus gepflegten kleinen Steinhäusern mit Gärten besteht, es ist ein Stadt des schwarzen Mittelstands. Und in Soweto steht auch das größte Krankenhaus Afrikas und das zweitgrößte der Welt: das Chris Hani Baragwanath Hospital.
AIDS weiterhin allgegenwärtig
Wir besuchen die Beschneidungsklinik für Männer. Denn ein großer Teil der südafrikanischen Männer wird beschnitten - überwiegend aus traditionellen Gründen. Direktorin Dr. Limakatso Lebina berichtet stolz über ihre Klinik, die aus europäischer Sicht doch sehr anders ist. Im OP-Saal stehen 10 OP-Tische nebeneinander, auf denen die Männer bzw. Kinder ab 10 Jahren liegen. Zunächst geht eine Schwester oder ein Pfleger durch und bereitet den Penis zur Beschneidung vor, dann kommt ein Zweiter und nimmt die örtliche Betäubung vor, dannach kommt der Arzt oder die Ärztin für den eigentlichen Beschneidungsakt.
10.000 Beschneidungen pro Jahr gibt es hier pro Jahr, in ganz Südafrika 1,6 Millionen. Nebeneffekt: Vor der OP werden die Männer auf HIV getestet, können im Zweifel behandelt werden – denn AIDS ist immer noch das dringendste Gesundheitsproblem Südafrikas – das es so nur werden konnte, weil der vorhergehende Präsident jegliche Prävention ablehnte und duschen und Rote Bete gegen AIDS empfahl.
Mittlerweile kann das Land allerdings Erfolge in der Prävention aber insbesondere in der Versorgung HIV-Infizierter mit Medikamenten verzeichnen. Beispielsweise waren noch vor 5 Jahren, am Ende von Mbekis-Präsidentschaft, 40% der neugeborenen von HIV-positiven Müttern infiziert, heute sind es nur noch 10 Prozent.