Weltsichten Spezial - Israels Streitkräfte im Wandel
Israels Armee, die IDF, hat für das Land eine Bedeutung, die sich von außen nur schwer nachvollziehen lässt. Seit Jahrzehnten durchlaufen fast alle jungen Israelis diese prägende "Schule der Nation". Doch der Krieg in Gaza hat die IDF verändert. Von Jan-Christoph Kitzler
Die Armee (IDF) hat für das Land Israel eine Bedeutung, die man aus deutscher Perspektive nicht sofort begreift: Ein jahrelanger Wehrdienst, oft mit anschließender Reserve, ist für die allermeisten jungen Israelis selbstverständlich geht es doch um die Verteidigung ihres bedrohten Landes.
Seit Jahrzehnten schon ist die Armee eine Art "Schule der Nation", prägend für fast alle Schichten und wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Bedeutung der Streitkräfte bei der Gründung und dem Aufbau des Staates Israels kann gar nicht überschätzt werden, und noch immer kommen Politiker in hohe Ämter, die früher Kommandeure im Militär waren. Doch der Krieg in Gaza hat die Armee verändert. Gleichzeitig werden - schon vor dem 7. Oktober - infolge des gesellschaftlichen Wandels in Israel radikalere Kräfte auch in der Armee immer wichtiger.
Einerseits beschreibt sich die IDF als "Most moral Army in the World", die vorgibt, auf Basis hoher ethischer Standards zu handeln. Andererseits ist sie dem Vorwurf ausgesetzt, in Gaza Kriegsverbrechen zu begehen. Als Beleg dafür gelten unter anderem unter anderem zehntausende Tote und die flächendeckende Zerstörung, die die Grenze zur Selbstverteidigung gegen die Terroristen der Hamas in den Augen vieler Beobachter längst hinter sich gelassen hat.
Ein Versuch zu ergründen, was sich in Israels Armee verändert hat, ob die ethischen Standards noch gelten –und was das alles mit dem Krieg in Gaza zu tun hat.