Krieg in der Ukraine - Grenze zu Georgien: Russen fliehen vor ihrem eigenen Krieg
Als Folge der Teilmobilmachung Russlands mehren sich Berichte über Menschen, die das Land verlassen. Viele von ihnen fliehen auch Richtung Georgien. Maia Kobaidze, Projektleiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Tiflis, bestätigt diese Berichte und sagt: Die Männer fliehen aus Angst, eingezogen zu werden.
"Am 24. Februar kam der Krieg in jeden Haushalt in die Ukraine – am 21. September erreichte er dann auch jeden in Russland." Das hat ein Mann aus Russland gesagt, der im Ausland auf einen ARD-Korrespondenten getroffen ist. Der Mann ist auf der Flucht – seit der russische Präsident Wladimir Putin am 21. September die Teilmobilmachung verkündet hat. Laut russischem Verteidigungsministerium sollen etwa 300 000 Russen zum Wehrdienst eingezogen werden.
Hohe Zahl an Flüchtlingen
Mittlerweile sind tausende, wenn nicht sogar zehntausende Russen aus ihrem Land geflohen. Visafrei können sie unter anderem ins Nachbarland Georgien. Maia Kobaidze ist dort, in der Hauptstadt Tiflis, Projektkoordinatorin bei der Friedrich-Naumann Stiftung für die Freiheit. Sie berichtet von 3500 Autos und 1300 LKW, die momentan an der Grenze zu Georgien Schlange stehen. Die Grenzschutzbeamten würden es nicht mehr schaffen, die flüchtenden Menschen zu kontrollieren. Allein in der vergangenen Woche hätten etwa 37 500 Fahrzeuge und 115 000 Menschen die Grenze passiert - hauptsächlich Männer im wehrfähigen Alter von 18 bis 58 Jahren.
"Drastische Bilder"
Russische Männer haben Angst davor, eingezogen zu werden und benutzen Georgien als Transitland. Laut Kobaidze gehen viele davon aus, dass mit dem Ende der umstrittenen Referenden die Grenzen geschlossen werden könnten. Sie berichtet von "unglaublichen Bilder[n]. Die Leute verkaufen ihre Autos in dem Stau direkt, weil sie nicht mehr fahren können oder verlassen die Autos einfach und laufen weg. Kommen rüber mit Fahrrädern, mit Motorrädern. Sie laufen mittlerweile 30 Kilometer zu Fuß. [...] Es gibt kein Essen mehr im Grenzgebiet."