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Krieg in der Ukraine - ZOiS-Direktorin Sasse: "Ein Großteil der Russen kann sich nicht unabhängig informieren"

Welche Folgen haben Krieg und Desinformation für Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien? Darum geht es am Sonntagabend bei der rbb-Diskussionsrunde "Überfall auf die Ukraine" unter anderen mit Gwendolyn Sasse, Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien.

Auch für die Wissenschaft wird es immer schwieriger, die Lage in der Ukraine genau einzuschätzen. Über die Grunddimensionen des russischen Angriffskriegs, das Ausmaß der humanitären Katastrophe und der Massenfluchtbewegung aus der Ukraine sei man zwar gut informiert, sagt Gwendolyn Sasse, Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien in Berlin. "Aber zum Beispiel schon bei den Opferzahlen auf beiden Seiten können wir uns derzeit nicht sicher sein, welche Zahlen stimmen."

Die Berichterstattung aus Russland werde auch durch das neue russische Mediengesetz immer schwieriger. "Dort versucht man ganz massiv, den Informationsraum zu kontrollieren und das gelingt auch", erklärt Sasse. Ein Großteil der russischen Bevölkerung könne sich deswegen aktuell nicht unabhängig über den Krieg in der Ukraine informieren.

Unterstützung für regierungskritische russische Wissenschaftler

 

Russland sei zwar schon seit langem ein autoritärer Staat, sagt die Politikwissenschaftlerin. Doch der russische Angriffskrieg sorge dafür, dass sich das nun noch verstärkt. Auch für die Wissenschaft hat das Auswirkungen. "Wir haben weiterhin Kontakte mit einzelnen Wissenschaftlern und in die Zivilgesellschaft in Russland hinein", sagt Sasse. Doch es werde immer schwieriger, diesen Kontakt zu halten.

Den Schritt des Westens, nicht mehr mit russischen Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten, hält die Politologin dabei für richtig. Aber man müsse auch differenzieren, weil es viele russische Wissenschaftler gebe, die sich gegen den Krieg aussprechen würden. "Gerade in diesem Moment ist es wichtig, auch das Signal an die russischen Kollegen zu senden, dass wir sehen, dass sie sich explizit gegen den Krieg äußern, auch wenn das Wort gerade nicht erlaubt ist."