Der rbb in der Krise - rbb in der Krise: Es braucht volle Transparenz und Demut
Die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger wird noch Wochen dauern. Schon jetzt steht fest: Der Rundfunk Berlin Brandenburg ist in einer schweren Krise. Es brauche nun volle Transparenz, Demut, Entschuldigungen und eigene Aufklärung, kommentiert Jörg Wagner.
"Lasst uns den rbb rocken!" Das war der Kernsatz als die ehemalige ARD-Korrespondentin, Panorama-Moderatorin und Leiterin des Programmbereichs für Kultur und Dokumentation Patricia Schlesinger vom Norddeutschen Rundfunk 2016 zum rbb an die Spitze wechselte. Einigen Rundfunkratsmitgliedern gefiel nach den sechs Wahlgängen, dass sie - anders als Mitwettbewerber Theo Koll - ihre Bewerbungsrede frei und engagiert gesprochen habe.
Wie wahlentscheidend die darstellerischen Qualitäten waren, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Letztlich ist durch investigativen Journalismus von außen, deutlich geworden, dass offenbar mehr Anstrengung in das berufliche und private Szenenbild investiert wurde als in das eigentliche rbb-Programm. Inwiefern das die Geschäftsleitung teilweise oder vollständig mitgetragen und davon profitiert hat, während das Fernsehprogramm die Rote Schlusslaterne unter den Dritten trägt, wird sich zeigen. Die enthüllten Details haben die Wirkung, Schlesingers Slogan umzuschreiben in: Lasst uns den rbb sprengen!
Deswegen sollte schnellstens geklärt werden, ob nicht eine fristlose Kündigung der Verantwortlichen der richtige Weg ist. Wegen Verletzung von Dienstvorschriften. Wegen Verschwendung von Beitragsgeldern. Wegen rufschädigendem Verhalten. Wegen der Diskreditierung des öffentlich-rechtlichen Systems.
Wichtig dabei sollte die Nummer Eins in der Krisenkommunikation sein, die sich in jedem PR-Handbuch findet: Volle Transparenz und Demut. Um Entschuldigung bitten. Und die Deutungshoheit übernehmen durch eigene Aufklärung. Dem zur Seite eine Art Runder Tisch mit publizistischer Begleitung, die gerade hochgefahren wird. Das - so erfährt man aus der rbb-Belegschaft, die zum Teil den Zerfall des DDR-Fernsehens und -Hörfunks miterlebte, wäre ein erprobter Weg, auch um Vertrauen gegenüber denjenigen wiederherzustellen, die das System öffentlich-rechtlicher Rundfunk monatlich nicht ganz freiwillig bezahlen.
Aus der Belegschaft ist bereits zu hören: Lasst uns den rbb retten!