Der rbb in der Krise - Medienwissenschaftler fordert "völlig korrektes Prozedere"
Am Montag gibt es im Fall der zurückgetretenen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger eine Sondersitzung von Rundfunkrat und Verwaltungsrat des Senders. Medienwissenschaftler Jo Groebel sagte, es gehe nicht darum, sie "abzustrafen". Vielmehr müsse man zu einem völlig korrekten, transparenten Vorgehen zurückkehren.
"Zu sagen: Jetzt muss sich gerächt werden und jetzt muss die Frau bestraft werden - das ist nicht richtig", so Groebel. Je unkorrekter alles vorher war, möglicherweise auch von Schlesingers Seite, umso korrekter müsse jetzt gehandelt werden. "Denn nur das ist das, was man einfordern kann. […] Es geht darum, dass endlich wieder zurückgekehrt wird zu einem völlig korrekten Prozedere - und das ist ja ziemlich sicher zu erwarten."
Groebel lobt die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Kontrollgremien grundsätzlich. "Von der Anlage her sind ja all diese Gremien nicht schlecht organisiert", so der Medienwissenschaftler. "Da haben ein paar Leute sich schon über die Jahre und Jahrzehnte gute Gedanken gemacht."
Brisant werde es im "Graubereich", sagt Groebel. Da werde gekungelt, man kenne einander und schiebe sich "so ein bisschen augenzwinkernd" Sachen zu, was juristisch nicht "direkt fassbar" sei. "Da muss man ran", fordert der Medienwissenschaftler. Die Unabhängigkeit der Gremien stehe ganz oben. Die gegenseitige Kontrolle müsse wieder angewendet werden. "Das ist vielleicht viel wichtiger als mal wieder neue Gesetze einzuführen."