ARCHIV, Berlin 01.07.1988: Besetzer flüchten nach Ostberlin. Polizei räemt in den frühen Morgenstunden das von Autonomen besetzte Lenne-Dreieck am Potsdamer Platz (Bild: imago images / Peter Homann)
Bild: imago images / Peter Homann

Umbruchzeit in der Metropole. Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt - Die Stasi greift durch und Rio singt – Das Jahr 1988

Im Jahr nach den Feiern zu 750 Jahre Berlin herrscht in Ost-Berlin Katerstimmung. Die Bürgerrechtler in der DDR werden mutiger und stören die alljährliche Luxemburg-Liebknecht-Demo. Doch die Stasi greift durch und verhaftet die führenden Köpfe der Opposition. Im Westen hingegen macht sich eine kleine Gruppe auf, einen kleinen Streifen Ost-Berlin zu besetzen. Und Rio Reiser singt auf Einladung der FDJ in Ost-Berlin.

Im Jahr nach den Feiern zu 750 Jahre Berlin herrscht in Ost-Berlin Katerstimmung. Die Bürgerrechtler in der DDR werden mutiger und nutzen ein erstarrtes Ritual als Plattform. Sie stören die alljährliche Luxemburg-Liebknecht-Demo. Doch die Stasi greift durch und verhaftet die führenden Köpfe der Opposition.

Im Westen kriegt man davon kaum etwas mit. Hier rücken Besetzer ganz nah an die Mauer heran. Gleich neben dem Potsdamer Platz, der von Grenzanlagen abgeriegelt ist, liegt seit Jahrzehnten ein kleiner Streifen Ost-Berlin ganz unberührt vor der Mauer. Er wird besetzt und zum neuen Symbolort der Alternativszene.

Das Dreieck wird nach Norbert Kubat benannt. Der war bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Mai des Vorjahres in Kreuzberg festgenommen worden und hatte sich in der Untersuchungshaft erhängt. Auf dem Gelände entsteht eine Art Hüttendorf. Für Senat und Polizei ist die Lage schwierig: noch liegt die Hoheit auf Ost-Berliner Seite. Erst nach einem Gebietsaustausch zwischen Ost und West kann die Polizei räumen, während sich die Besetzer für kurze Zeit über die Mauer absetzen.

Im Oktober kommt Rio Reiser auf Einladung der FDJ zu zwei Konzerten in die Werner Seelenbinder-Halle. Der frühere Anarcho-Rocker von Ton Steine Scherben singt vor Tausenden Ost-Berliner Fans vom "Land, in dem die Morgensonne scheint und alle Türen offen sind" – und die Halle brüllt mit: "Dieses Land ist es nicht".

Berlin 1988

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