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Die US-Regierung stellt sich nach dem Selbstmord-Attentat vor dem Flughafen in Kabul auf weitere Angriffe ein. Welche Akteure in Afghanistan gerade welche Interessen verfolgen und wie der Westen damit umgehen sollte, erklärt der Terrorismusforscher Nicolas Stockhammer.
Nach der derzeitigen Lage könne man es so beurteilen, dass die Terrororganisation IS in Afghanistan ein Störfaktor sein, Chaos provozieren und die eigene Machtposition sowie das Ansehen stärken möchte, erklärt Nicolas Stockhammer. Er ist Politikwissenschaftler mit dem Fokus auf Sicherheitspolitik und Terrorismusforschung an der Donau-Universität Krems.
In Afghanistan gebe es eine komplexe Gemengelage an Akteuren. "Die derzeitige Situation legt nahe, dass wir ein Operationsfeld der Terrororganisationen vor uns haben." Dazu gehören laut Stockhammer die Taliban "im Schlepptau mit Al Quaida-Anhänger" sowie die Splittergruppe des selbsternannten Islamischen Staats "ISIS-K". Hinzu kämen auf der Metaebene auch Unterstützer wie etwa die pakistanische Regierung.
Taliban als "kleineres Übel"?
Die Taliban seien aktuell operativ getrieben, die Konsolidierung und Nationbuilding voranzutreiben, sagt der Experte. Das müsse in der Phase der Unruhe eher im Interesse des Westens sein als in der Region in bürgerkriegsähnliche Zustände abzudriften.
Die IS-Fraktion sei zwar von der Anzahl unterlegen, habe aber Kapazitäten für terroristische Aktionen. "Die internationale Gemeinschaft muss auch ein sehr starkes Interesse daran haben, den Einfluss dieser Organisation klein zu halten", so Stockhammer.
Keine erneute Verlegung von US-Truppen nach Afghanistan
Vor den USA erwartet der Politologe als Vergeltung eher eine punktuelle Aktion etwa mit Drohnenangriffen. Eine Verlegung von Truppen nach Afghanistan würde ein tieferes Engagement zu Folge haben. Doch das wolle das Pentagon um jeden Preis verhindern, so der Politikwissenschaftler.