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Die Bundesregierung erntet viel Kritik für ihr Vorgehen in Afghanistan. Auch Gunter Mulack sieht "keine wirkliche Strategie". Der Direktor des Deutschen Orient-Instituts und Ex-Botschafter sagt, nun müssten Gespräche mit den Taliban für eine Übergangsregierung folgen, damit mehr Menschen in Sicherheit gebracht werden können.
Mulack sagte, er erkenne in Bezug auf Afghanistan "keine wirkliche Strategie" bei der Bundesregierung. Allerdings seien die Taliban überraschend schnell vorgedrungen und in Deutschland hätte die bürokratische Abstimmung zwischen verschiedenen Institutionen Zeit gekostet.
Mulack: Müssen mit den Taliban sprechen
Der Diplomat sagte, die Taliban benähmen sich aktuell "relativ zivilisiert". Sie hätten die Menschen aufgefordert, zurück in die Büros zu kommen – auch die Frauen. Er hofft, die Taliban werden eine Übergangsregierung aushandeln, "denn damit steht und fällt die ganze Lage". Nur auf dieser Grundlage könne es auch mit der Arbeit in der deutschen Botschaft weitergehen. Die deutschen Soldaten, die am Montag ins Land kamen, sollen nun die Sicherheit der verbliebenen Deutschen sowie Ortskräfte sichern. "Wir müssen uns mit den Taliban (...) ins Einvernehmen setzen und mit ihnen sprechen", so der Direktor des Deutschen Orient-Instituts.
Diplomat äußert Hoffnung, dass Machtumsturz nicht brutal wird
Offiziell gibt es noch keine Gespräche mit den Taliban. Mulacks afghanische Kontakte vor Ort beobachten jedoch Vorbereitungen dafür. Auch der amerikanische Botschafter sei weiterhin im Land – ein wichtiges Zeichen, sagte der Diplomat. Die Frage der politischen Anerkennung einer Taliban-Regierung stelle sich derzeit nicht, aber die westlichen Mächte wollen den Aufbau einer Übergangsregierung unterstützen, so Mulack. Die Taliban verhielten sich derzeit noch gemäßigt – er äußerte die Hoffnung, dass der Machtumsturz nicht so brutal verlaufen werde, wie es viele derzeit befürchten.