Symbolbild: Long Covid lange Corona-Erkrankung (Bild: dpa/ Christin Klose)
dpa/ Christin Klose
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- Nach Corona: "In den Grenzen der Leistungsfähigkeit bleiben"

Mit dem Fortlaufen der Pandemie zeigen sich auch die Spätfolgen von Covid-19. "Long Covid" ist längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, auch nach nahezu symptomlosen Infektionen. Über Langzeitfolgen und Behandlungsmöglichkeiten klärt die Ärztin Sibylle Katzenstein auf.

Die Allgemeinmedizinerin Sibylle Katzenstein hat eine Covid-19-Schwerpunkt-Praxis in Berlin-Neukölln, dabei vor allem junge Patienten. Ihrer Erfahrung nach variieren die Folgen der Erkrankung. Die Menschen klagen über Enge in der Brust, Herzrasen, Schwindelgefühle oder erklären, sie könnten das Wasserglas nicht mehr greifen.

Was meistens nach einer Infektion bleibe, sei eine sich sehr lang hinziehende Erschöpfung. "Ich war am Anfang da sehr besorgt", erklärt die Medizinerin. Allerdings habe sich das inzwischen geändert: "Die Leute, die mit einem guten Gesundheitszustand in diese Infektion reingekommen sind, die erholen sich in aller Regel doch wieder."

"Ich habe erheblichen Respekt vor dieser Erkrankung"

 

Die Bandbreite, was übrig bleiben kann, sei groß: "Ich habe einen älteren Patienten, da habe ich plötzlich das Gefühl, der ist zehn Jahre gealtert." Andere Patienten müssten mit dem Hamburger Modell wieder ins Arbeitsleben starten, weil sie ihre Leistung nicht mehr erbringen könnten: "Die schaffen nicht mehr einen Acht-Stunden-Tag."

Bei dauerhafter Erschöpfung: In Grenzen der Leistungsfähigkeit bleiben

 

Das bereits bekannte Krankheitsbild "Chronic Fatigue" - ein dauerhafter Erschöpfungszustand - sei durch Covid-19 mehr in den Mittelpunkt gerückt. Die Medizinerin rechnet damit, dass diese Fälle zunehmen.

Was sie als Medizinerin tun könne: "Den Patienten erstmal glauben, auch wenn ich das nicht messen kann" und dann die Menschen begleiten. Es gebe aber kein Therapiemodell. "Es ist die Zeit, die das verbessert". Bis dahin rät die Ärtztin, in den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu bleiben. "Man kann den Leuten nicht sagen: Beweg dich einfach, mach doch einfach. Weil das den Zustand verschlimmert", so Sibylle Katzenstein.

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