Auf einem Schild in der Bremer Innenstadt steht "Wir haben geöffnet" (Bild: dpa)
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- Corona-Öffnungen: "Gute Elemente, aber insgesamt kein guter Plan"

Das Corona-Management der Bundesregierung muss immer wieder viel Kritik aushalten - zu langsam, zu überreguliert, zu starr. Der Philosoph Nikil Mukerji analysiert die bisherige Strategie und erklärt, warum er die aktuellen Lockerungen für keinen guten Plan hält.

Nikil Mukerji ist an der Ludwig-Maximilians-Universität München akademischer Geschäftsführer des Studiengangs Philosophie, Politik, Wirtschaft und Co-Autor des Buchs „Covid-19: Was in der Krise zählt Über Philosophie in Echtzeit“.

Aus seiner Sicht ist es in der Corona-Pandemie richtig zunächst die Fallzahlen nach unten zu bringen und im zweiten Schritt selektiv und kontrolliert zu öffnen. "Das wird in dem jetzigen Plan nicht hinreichend berücksichtigt", sagt er mit Blick auf die neusten Bund-Länder-Beschlüsse in der Corona-Pandemie. So gebe es einen Flickenteppich an Entscheidungen.

Mukerji: "Hat gute Elemente, aber ist insgesamt kein guter Plan

 

Vor der Situation beim Impfen haben laut Mukerji Vordenker der Pandemie bereits gewarnt - so etwa, dass es zu "Flaschenhälsen" bei der Impfstoffproduktion kommen könnte. Wichtig sei es, den Plan im Corona-Management regelmäßig zu überarbeiten "und zwar nach der Maßgabe, welche Maßnahmen bringen überhaupt etwas. Und wieviel kostet uns das in Form von sozialen, wirtschaftlichen und psychischen Nachteilen?", erklärt der Philosoph.

Fehlende Daten und zu viel Bürokratie

 

Bisher fehlten zudem Daten, wie etwa welche Berufsgruppen sich besonders infizieren. Mukerji plädiert dafür, vernünftige Abwägungen machen: Wenn etwa Rechte der Menschen eingeschränkt werden, müsste der Datenschutz dabei entgegenkommen. Solche Entscheidungen sollten zudem an klare Kriterien geknüpft werden.

"Man muss immer versuchen, das Risiko im Rahmen des Vernünftigen zu senken", sagt der Wissenschaftler. Das beginge, dass man manche Risiken eingeht, um das Gesamtrisiko zu senken. "Ich glaube, dass der eine oder andere Politiker oder Politikerin darauf geschaut hat, wie sieht es denn für mich aus und beschädige ich unter Umständen meine Karriere, wenn ich da falsch liege?" Diese Einstellung auch bürokratisch zu verfahren, "hat uns sicher nicht geholfen während der Pandemie", so Nikil Mukerji.

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