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Die Corona-Inzidenzen sind bundesweit niedrig, trotzdem herrscht Unsicherheit wegen der Delta-Variante und einer möglichen vierten Welle. Man müsse zentrale Faktoren differenziert betrachten, sagte der Virologe Klaus Stöhr. Dazu zählten Alter und Vorerkrankungen bei einer Corona-Infektion.
Stöhr begrüßte den Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, dass nun auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte von Menschen mit Covid19-Erkrankungen erfasst würde. "Pandemiebekämpfung heißt, differenziert die Krankheitslast zu evaluieren", so Stöhr. Ein Großteil der Covid19-Toten in Deutschland - gut 40 Prozent - stamme aus Alten- und Pflegeheimen, sagte der Virologe.
Stöhr: Müssen Covid19-Erkrankungen differenziert betrachten
Die Meldeinzidenz der Corona-Ansteckungen möchte er beibehalten. Hinzu käme aber die Anzahl der Krankenhauseinweisungen, die Hospitalisierungsrate, die Zahl der Patienten auf der Intensivstation, die Zahl der schweren Verläufe, aber auch Sterbefälle. Stöhr sagte, kleinere Studien zeigten: Die meisten Menschen, die mit Covid19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, hatten eine Vorerkrankung, seien älter, übergewichtig oder aus bestimmen Bevölkerungsschichten. Es sei deshalb sinnvoll, sich auf diese Teile der Bevölkerung zu konzentrieren.
Virologe will Konzentration auf Ältere und vulnerable Gruppen
Vor allem Ältere und vulnerable Gruppen sollten ihre Impfung vor einer Winterwelle auffrischen, sagte der Virologe. Er sagte zudem, dass man den Fokus nicht wieder auf die Kinder schwenken solle. Denn die angedachten Lüftungskonzepte in den Schulen und Kitas führten in eine "Sackgasse", so Stöhr. Der Mediziner erklärte, dass die Lüfter oft nicht richtig arbeiteten und die Leistung, die sie erbrächten, ließe sich auch mit dem Tragen einer Maske erzielen. Ebenso sollten zügig Studien zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen ausgewertet werden, so der Virologe.