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Eine Recherche von rbb24 hat ergeben, dass junge Menschen in Berlin in der Corona-Pandemie immer häufiger sedierende Drogen nutzen. Oft sind es Medikamente in Kombination mit Alkohol oder Cannabis. Tobias Hellenschmidt, Leitender Oberarzt für Jugendpsychiatrie am Vivantes-Klinikum, sieht eine deutliche Zunahme an Therapieanfragen.
Der Drogenmissbrauch ist unter Jugendlichen während der Pandemie gestiegen. Schlicht Langeweile mag ein Grund sein, als im Lockdown Schulen, Jugendclubs, Sportvereine und so weiter geschlossen waren. Das führt zu Einsamkeit, fehlenden Zukunftsaussichten und eingeschlafener Motivation.
Das vermutet jedenfalls der Laie, professionell kann das Tobias Hellenschmidt beurteilen. Er leitet beim Berliner Vivantes-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie die Suchtstation. Bei Hellenschmidt sei die Nachfrage nach Therapieplätzen zuletzt deutlich gestiegen. "Jetzt in 2021 ging es los, dass wir eine deutliche Zunahme hatten." Da beobachtete man einen Zuwachs um 30 Prozent mehr als in den Vorjahren.
Desolate Strukturen im Kinder- und Jugendschutz
Auch Entwicklungsprozesse spielten in der Pandemie eine Rolle. Für Jugendliche seien ein Monat gefühlt wie ein Jahr, so Hellenschmidt. Die psychische Belastung sei viel höher als bei einem Erwachsenen. Diese sei dann auch häufig der Grund für den Drogenkonsum. Und: "Im Bereich Kinder- und Jugendschutz sind die Strukturen relativ desolat gewesen im Lockdown", sagt der Therapeut.
Es gebe aus seiner Sicht auch eine Zunahme von "introvertierten" Drogen, die einen eher betäuben wie etwa Benzodiazepine. In Zukunft müsse man mehr darauf achten, dass Kinder und Jugendliche mehr in die Schule gehen können und die sozialen Kontakte nicht unterbrochen werden während einer Pandemie. "Da müssen wir dazulernen", sagt der Jugendpsychologe.