- Schulleiter: "Keiner will den Makel des Corona-Abiturs in sich tragen"

Die ersten schriftlichen Abiturprüfungen 2021 stehen an. Ralf Treptow, Vorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin, erklärt die Probleme dieses Corona-Schuljahres, sieht bei den Schülern aber auch den unbedingten Willen die Prüfungen abzulegen.

Für mehr als 25.000 junge Menschen in Berlin und Brandenburg beginnen am 21. April die schriftlichen Abiturprüfungen. Es ist wieder ein Abitur in Corona-Zeiten. Aber diese Abiturienten haben im Vergleich zu ihren Vorgängern und Vorgängerinnen nur einen Bruchteil des letzten Schuljahres ihres Lebens in der Schule verbracht.

Ralf Treptow ist der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin und Direktor des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Pankow. Für diesen besonderen Abiturjahrgang habe er so einiges verändert: die Prüfungen wurden nach hinten verschoben, es gab zusätzliche Lernangebote.

Treptow: Die Abiturienten wollten diese Prüfungen unbedingt

 

Gehen die Schülerinnen und Schüler aus seiner Sicht gut vorbereitet in die Prüfungen? "Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen", sagt Treptow. "Schon im vergangenen Jahr wollte der Abiturjahrgang die Prüfungen unbedingt, auch dieser Jahrgang will das unbedingt. Die Abiturientinnen und Abiturienten wollen sich beweisen, die wollen nicht den Makel des Corona-Abiturs mit sich tragen und sie wissen auch, dass sie durch die Prüfungen ihr Ergebnis noch mal verbessern können."

Dennoch merke man eine gewisse "Verhaltenheit“, denn Treptow habe selten so eine sehr ruhige Atmosphäre unter den Schülern erlebt: "Die Bildung haben wir schon ganz gut hinbekommen mit Home-Schooling und Verbesserungen unserer eigenen Performance im Lehrverhalten. (...) Aber Lehren in Entfernung ersetzt natürlich nicht das gemeinsame Lernen im Unterrichtsraum, denn gemeinsames Lernen ist mehr. Da ist Herzensbildung dabei, da ist Empathie dabei, gucken, wie der andere reagiert. Das fehlt den Jugendlichen in den letzten zwölf Monaten doch sehr."

Die Leistungen in seiner Schule hätten sich laut Treptow allerdings verbessert. Eine Rolle spiele auch, dass es sehr "anstrengungsbereite Jugendliche" seien, betont er. Er selbst sei sehr häufig vor Ort in der Schule gewesen, doch sei es ein für ihn "eigenartiges" Schuljahr gewesen.