-
Die Senioren in den Pflegeheimen waren mit die ersten, die vollständig gegen Corona geimpft waren. Trotzdem hat sich für viele in ihrem Alltag bisher kaum etwas verändert. Lockerungen? Fehlanzeige! Von Sylvia Tiegs
Im Haus „Service Leben“ in Tegel ist modern, hat etwa 130 Bewohner und liegt in Tegel im Nordwesten Berlins. Das Lebenszentrum für die Heimbewohner ist die Cafeteria. Dort darf gespielt werden und dort gibt es Kaffeeklatsch – natürlich in kleiner Runde. Soweit so normal, doch seit 15 Monaten hat Corona das Heim voll im Griff. Die Heimleiterin Angelika Kirchner kann von einem äußerst anstrengenden Jahr berichten, sowohl psychisch als auch körperlich. "Es wäre nun die Zeit, wo man mal Luft holen und Kraft tanken müsste“, sagt sie.
Neun Heimbewohner starben, zahlreiche Mitarbeiter infiziert
Monika Kirchner versuchte rückblickend ihren Kopf über Wasser zu halten. Doch seit letztem Herbst und mit den steigenden Infektionszahlen rund um Weihnachten wurde die Stimmung immer düsterer. Neun Heimbewohner starben an Corona, einige mehr steckten sich an. Ein Umstand den Angelika Kirchner nicht loslässt: "Wir haben wahrgenommen, dass Corona kein Schnupfen ist." Mitarbeiter, die es erwischt hatte, berichteten von langwierigen Symptomen.
Eine Berliner Landesverordnung als Spielverderber
Die Impfungen sollten das Licht am Ende des Tunnels werden. Mit Stand Anfang Mai sind mehr als 85 Prozent der Bewohner und 75 Prozent der Mitarbeiter zweimal geimpft. Trotzdem bleibt der große Therapieraum für große Gruppenveranstaltungen geschlossen. Denn eine Berliner Landesverordnung verlangt eine 90 prozentige Impfquote, um die Einschränkungen aufzuheben. Und daran halte man sich – auch wenn das für Bewohner und Heimpersonal einigen Frust zur Folge hat.
Mobile Impfteams kommen nicht mehr
Angelika Kirchner bleiben nur die Erinnerungen an bessere Zeiten. Absehbar werde es auch nicht besser werden. Denn 90 Prozent Impfquote werde schwierig zu erreichen sein, weil die mobilen Impfteams nicht mehr kommen würden. Heimbewohner müssten ab sofort fürs Impfen zum Hausarzt gehen. Dennoch ist der Wunsch nach dem normalen Leben im Heim groß.