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Vor zehn Jahren wurden in Berlin Haupt-, Real- und Gesamtschulen abgeschafft und durch die Integrierten Sekundarschulen ersetzt. Ob sich die neue Schulform bewährt hat, beurteilt Schulleiterin Miriam Pech im Interview mit Sylvia Tiegs.
Ein Grund für die Integrierten Schulen (ISS) war es, die Zahl derjenigen zu senken, die ohne einen Abschluss die Hauptschule oder die Realschule verlassen haben. 2018 sind dennoch 13 Prozent aller Berliner Sekundarschüler ohne Abschluss von der Schule gegangen.
"Das sind keine schönen Zahlen gewesen", sagt Miriam Pech. Sie ist Leiterin der Heinz-Brandt-Oberschule in Berlin-Pankow – eine ehemalige Hauptschule, die in eine Sekundarschule umgewandelt wurde.
Inklusion ist Mammutaufgabe
Die Sekundarschulen trügen die Hauptlast der Inklusion. "Das ist schon eine Mammutaufgabe", sagt sie. "Da sind die Zahlen natürlich weniger verwunderlich." Dass Kinder mit geistigen Behinderungen ohne Schulabschluss von der Schule gehen, sei keine Seltenheit und müsste bei den Zahlen beachtet werden. Auch psychische Krankheiten unter den Schülerinnen und Schülern würden immer weiter zunehmen.
Schon 2011 wurde Pechs Heinz-Brandt-Oberschule mit dem Deutschen Lernpreis ausgezeichnet – für ein ausgezeichnetes Lernklima. Das sei immer weiter ausgebaut worden, blickt Pech heute zurück.
Alle Schulen in Gemeinschaftsschulen umwandeln?
Bis heute ist Pech eine Verfechterin der Sekundarschule. Sie wäre sogar noch einen Schritt weitergegangen: "Ich hätte alle Schulen zu Gemeinschaftsschulen umgeformt." Auch das Gymnasium hätte sie in dieser Form mit eingegliedert. Denn das sei das Abbild der Gesellschaft – "jeder mit seinen Chancen und Stärken."
Man könne sich nur gegenseitig befruchten. Denn das hieße nicht, dass nur die Leistungsstarken die Schwächeren mitziehen würden. "Wir lernen alle voneinander", betont die Schulleiterin. An den Grundschulen würde das schließlich auch funktionieren.